Bad Vilbel. „Was würden Sie sagen, wenn ihr Kind in die Förderschule käme?“, wollte ein Schüler der Brunnenschule von SPD-Generalsekretärin Andrea Nahles wissen. „Ich bekomme mein erstes Kind. Sollte es in eine Förderschule gehen, dann wüsste ich, dass es dort intensiv gefördert würde“, sagte die Bundespolitikerin.
Sie schilderte den Schülern der achten und neunten Klassen wie bereits zuvor Eltern, Lehrern und Kommunalpolitikern ihre eigenen Probleme als Schülerin. „Ich fühlte mich im ersten Schuljahr als Versagerin, weil es mir als Legasthenikerin schwer fiel, lesen zu lernen. Ich hatte Glück und besuchte in der Eifel eine Zwergenschule, wo ich intensiv gefördert wurde.“
Das Gefühl ein Versager zu sein, werde man als Kind so schnell nicht los. „Ich habe ein bisschen länger gebraucht als andere, habe es aber geschafft. Und später mein Germanistikstudium sehr gut abgeschlossen“, ermunterte die Tochter eines Maurermeisters die Schüler. Wie wichtig Förderung und Ermutigung sind, bestätigte auch Fördervereinsvorsitzende Carolin Frank: „Wir feiern mit unserem Sohn jeden Entwicklungsschritt.“
Die Schüler schilderten der Politikerin ihre eigenen „Schulkarrieren“, berichteten, dass sie unter den Vorurteilen Erwachsener und Hänseleien Gleichaltriger litten. Nahles sagte, dass für viele Schüler der Leistungsgedanke in den Köpfen der Eltern bei Schul- und Berufswahl problematisch sei. Dies bestätigten Schulleiter Uwe Ebert und Hauptstufenleiter Pierre Busold: „Wir müssen den Schülern oft gegen die Wünsche der Eltern helfen, einen für sie realistischen Beruf durchzusetzen.“
Zur Berufsorientierung tragen Girls’ und Boys’ Day, Schnuppertage wie „Handwerk hat einen goldenen Boden“, Blockpraktika und Praxistage bei. Schulelternbeiratsvorsitzende Susanne Korschewitz sagte: „Es ist wichtig, dass Eltern die Förderschule als Weg für ihr Kind akzeptieren und sie darin bestärken, gerne zur Schule zu gehen.“ In Rheinland-Pfalz setze man beim Eintritt in die Förderschule mit Erfolg auf Freiwilligkeit, sagte Nahles. Sie beklagte, dass es in Deutschland 16 verschiedene Bildungssysteme gebe und der Bund per Gesetz nicht mit Ländern und Schulen kooperieren dürfe.
Die Brunnenschüler wünschen sich die Sanierung ihrer Turnhalle und des Schulhofes. Rektor Ebert hat den Wunsch, den Personalschlüssel von 16 auf zwölf Schüler pro Lehrer zu reduzieren.