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Jobwunder: nur 3,7% Arbeitslose – Was hat die Arbeitsverwaltung angesichts von Vollbeschäftigung hier noch zu tun?

Bad Vilbel. Nur 3,7 Prozent Arbeitslose in Bad Vilbel, davon ein Viertel Langzeitarbeitslose – das klingt, als könne der Jobkomm bald selbst die Arbeit ausgehen. Doch hinter dem Erfolg stecken viele individuelle Angebote und das Glück, in den boomenden Rhein-Main-Markt hineinvermitteln zu können. „Wir sind das letzte soziale Netz“, sagt Jutta Messerschmidt, die Leiterin der Jobkomm für Bad Vilbel und Karben. 852 Bedarfsgemeinschaften betreuten sie und ihre 25 Mitarbeiter im September. Einzelne Schicksale möchte sie nicht herausgreifen, denn leicht entstehe da ein falsches Bild: „Im Fernsehen wird viel verallgemeinert.“ 491 Personen aus Bad Vilbel und 321 aus Karben haben sich im September arbeitssuchend gemeldet. Darunter seien aber auch viele, die etwa wegen einer Suchterkrankung nur eingeschränkt dem Arbeitsmarkt zur Verfügung stehen.

Das gelte auch für den hohen Anteil alleinerziehender Frauen, denen die Kinderbetreuung fehle. Dafür muss der Kreis sorgen. Er ist für die Eingliederungsleistungen zuständig: Neben Kinderbetreuung sind das auch Schulden- und Suchtberatung. Auch die Qualifizierung sei ein weites Feld, betont Messerschmidt.

Bis die Jobkomm-Kunden wieder fit für den Arbeitsmarkt sind, vergeht mitunter viel Zeit. Im September seien 20 Prozent der Langzeitarbeitslosen wieder auf den ersten Arbeitsmarkt vermittelt worden.

Bei den unter 25-Jährigen waren es sogar 30 Prozent. 27 junge Stellensuchende waren da in Bad Vilbel gemeldet, 29 in Karben. „Es wird aber immer Menschen geben, die es sehr schwer haben, auf dem ersten Arbeitsmarkt Fuß zu fassen“, räumt die Jobkomm-Leiterin ein. Ein Viertel sind Langzeitarbeitslose. Dabei sind die Bedingungen für sie in Bad Vilbel und Karben eigentlich recht ideal.

„Wir haben eine gute Kundenstruktur“, betont Messerschmidt. Es fehlen soziale Brennpunkte, dafür sind von den beiden Kommunen aus Angebote im gesamten Rhein-Main-Gebiet erreichbar. Ganz anders als etwa in Büdingen, wo Messerschmidt zuvor eine Jobkomm-Filiale leitete. Außerdem knüpfe die Jobkomm Netzwerke, etwa zur Initiative für Arbeit in der südlichen Wetterau. Gemeinsam wurde im Karbener Berufsbildungswerk Südhessen ein Projekttag unter dem Motto „Handwerk hat goldenen Boden“ veranstaltet. (dd)