Bad Vilbel. Handgreifliche Auseinandersetzungen im Umfeld des Festplatzes und einige verletzte Personen bei der vergangenen Gronauer Zeltkerb vom 28. bis 30. August, der 44. seit dem Jahr 1966, seien Anlass, das Sicherheitskonzept zu überarbeiten. So argumentierte SPD-Fraktionsvorsitzender Hans-Jürgen Kläs in der Sitzung des Ortsbeirates.
Sein Parteifreund Dieter Rohnfelder ergänzte, eine verstärkte Polizeipräsenz, insbesondere in den Abendstunden des gut besuchten Kerbsamstages sowie Präventionsmaßnahmen von Polizei, Suchtberatung und städtischem Jugendbüro wie auf dem Bad Vilbeler Markt könnten hilfreich sein.
Der Antrag der Genossen sei „übertrieben“ und auch „anmaßend“, entgegnete Erika Gutmann für die Fraktion der Christdemokraten. Weil bei der jüngsten Veranstaltung „zwei junge Leute ausgerastet“ seien, bedürfe es keines Polizeischutzes. Während Besuchen in 40 Jahren auf der Gronauer Kerb habe sie sich nie unwohl oder bedroht gefühlt, sagte Gutmann.
Statt Anträge zu stellen, sollten die Sozialdemokraten lieber selbst ins Festzelt kommen, um die Kerb mitzuerleben. Wenn es Klärungsbedarf gebe, so der Rat der Mandatsträgerin, sollte man sich zuerst mit den Gronauer Kerbburschen abstimmen. Sie warnte davor, dem Kerbwirt schärfere Auflagen zu machen: „Dann ist die Gronauer Kerb tot.“
Am Wirt liege es ja nicht, betonte Ottmar Dauterich (FDP). Vielmehr gebe es Jugendliche, die „bei der Kerb nur ein Alibigetränk bestellen, weil sie konzentrierten Alkohol in ihren Taschen mitbringen“. Da sollten „Streetworker und Sozialarbeiter“ eingreifen. Dauterich: „Die Kerbburschen sind damit überfordert.“
„Befremdet“ zeigte sich Ortsvorsteher Karl Peter Schäfer (CDU) darüber, dass die Antragsteller nicht mit den Gronauer Kerbeburschen gesprochen und „nicht überlegt“ hätten, ob „Übertreibungen über die Kerb als wichtige Ortsveranstaltung öffentlich diskutiert werden“ müssten.
Die drei Personen, die am Kerbsamstag und Sonntag im August auffällig geworden waren, seien bei der Polizei keine Unbekannten, teilte Schäfer mit. Im Übrigen könnten sich Eltern nicht aus der Verantwortung schleichen, wenn ein 16 Jahre altes Mädchen nachts um zwei Uhr „sturzbetrunken“ aufgegriffen werde.
„Ihr Antrag schadet der Gronauer Kerb mehr als er ihr nutzt“, sagte er in Richtung der Sozialdemokraten und riet der SPD-Fraktion, ihn deshalb zurückzuziehen. Dazu sah Rohnfelder indes keinen Grund. Er zog sogar die Neutralität des Ortsvorstehers in Zweifel: „Wie kommen Sie dazu, unseren Antrag mit einer Vier minus zu bewerten?“
Immerhin herrschte vor der Abstimmung Einigkeit, dass in dieser Angelegenheit offenbar keine Einigkeit zu erreichen war.