Karben. Eine Frau schneidet unentwegt Brot, Tiere hoppeln durchs Wohnzimmer. Verwirrend wirkt, was der Betrachter im Dokumentarfilm sieht. Das ist gewollt. Künstlerin Amalia Barboza wandelt zwischen Realität und Fiktion.
Ihre Realität ist derzeit der Schlosshof Groß-Karben. Dort baute sie ihre Ausstellung Casa Ocupada auf, spanisch für „besetztes Haus“. Ein Roman des argentinischen Schriftstellers Julio Cortazar heißt so. In der Geschichte lässt er ein unbekanntes Wesen ein Haus besetzen, bis die Bewohner das Anwesen verlassen.
Phantastisch wie bei Kafka ist die Idee im Buch ebenso wie bei der Kunst von Amalia Barboza. Ihre Videoinstallationen kommen als Dokumentation über Architektur der Moderne daher. Doch lässt sie eben Tiere hoppeln, Zirkustrapeze schwingen oder die Künstlerin selbst und ihr erst neun Monate altes Baby tauchen auf. Die Strenge der Moderne wolle sie mit den fiktiven Elementen durchbrechen, sagt die Argentinierin. „Hier werden zwei Welten vermischt, die in einem Widerspruch zueinander stehen.“ Ergebnis ist der anfangs überraschte, dann massiv schmunzelnde Betrachter.
Vier ihrer Dokumentarfilme zeigt die 38-Jährige im kleinen Ausstellungsraum von Schlossherr Philipp von Leonhardi. Rundherum hat sie Requisiten aus ihren Filmen drapiert. Mit diesen Kulissen, mit der Videokamera und dem Animationsprogramm am Computer entstehen so binnen rund drei Monaten die am Ende nur wenige Minuten kurzen Werke.
Erstmals öffnet Schlossherr von Leonhardi zusammen mit Kuratorin Felicia Herrschaft den Burghof für eine Einzelausstellung. Sie durchbrechen ihre Reihe von Künstlern aus „verletzten Gesellschaften“. (den)
Casa Ocupada, Ausstellung von Amalia Barboza im Burghof von Leonhardi in Groß-Karben, Burg-Gräfenröder Straße 2. Geöffnet bis 7. November samstags und sonntags 14 bis 18 Uhr.