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Loblied auf die Wearreraa – Mundartabend der SPD würdigt Heimatdichter Peter Geibel und andere auf Platt

Karben. Humoristisch und augenzwinkernd dem Volk aufs Maul geschaut wird in den Mundart-Gedichten von Peter Geibel. Die SPD Karben hatte zum Mundartabend ins Landwirtschafts- und Heimatmuseum im Degenfeldschen Schloss eingeladen. „Wir möchten die Tradition pflegen und dazu beitragen, das Museum lebendig zu gestalten“, sagt Vorsitzende Christel Zobeley.

Rund 25 überwiegend ältere Bürger und Genossen sind der Einladung gefolgt. Bei Apfelwein und Brezeln erleben sie einen humoristischen Abend, bei dem sich alles um die heimische Mundart dreht. So hätten die Bürger in den Kärber Stadtteilen früher einen eigenen Dialekt gesprochen, „der sich etwa von dem der Leute in Niederdorfelden unterschied“, erinnern sich Arnold Faller – bekannt als „Drehorgelmann“ – und Else Lampert.

Faller ist gebürtiger Klein-Kärber, und Lampert wurde in Groß-Karben geboren. Beide sind in hessischer Tracht gekleidet und haben sichtlich Spaß beim Vortragen der Gedichte und Anekdoten in Mundart. Die meisten davon stammen vom Klein-Kärber Heimatdichter Peter Geibel. Als die beiden loslegen, ist konzentriertes Zuhören erforderlich.

So hält der Freier in „Uf d’r Freierei“ Ausschau nach der perfekten Gattin. „Aich mußt als Freier gucke, nooch zwoh, goar reich ean fromm, doach woar di ah mischucke, di anner scheapp ean kromm“. Weil ihm keine der jungen Damen gefällt, beschließt er, ledig zu bleiben.

Nach wie vor aktuell ist die Hommage Geibels an die Wetterau als Heimat: In „Mein schinste Gruß d’r Wearreraa“ preist er die Vorzüge der Kornkammer Hessens: „Di Wearreraa, su schih gelähje, meat Wiß ean Wahld, meat Doahl ean Hih, di Wearreraa, meat all ihrm Sähje, meat Frücht ean Obst, meat Mensch ean Vieh“ („Die Wetterau, so schön gelegen, mit Wies und Wald, mit Tal und Höh, die Wetterau, mit all ihrem Segen, mit Früchten und Obst, mit Mensch und Vieh“).

Die von Gisela Maas gelesenen Anekdoten aus „Oberhessisch mit Musik“ von Karl Brodhäcker handeln vom Laster und von Sünden. Indes erzählen die von Rainer Züsch gelesenen Geschichten aus der „karnevalistisch-humoristischen Kräppel-Zeitung Uz- und Duzblatt von Schildeburg“ vom Feiern rund ums Kerbwochenende, an dem sich die Kegelbrüder nach reichlichem Apfelweingenuss aufmachen zu einem Zug durch Klein-Karben, bei dem umgedrehte Holzstühle als „Schobbegäulcher“ dienen.

Schildeburg sei bis heute eine umgangssprachliche Bezeichnung für Klein-Karben, so Züsch. „Doch woher das kommt, weiß keiner so genau, es hat wohl was mit einem Schildbürgerstreich zu tun“, erklärt Faller. An den Gedichten von Geibel gefalle ihm, „dass es da meist weniger vornehm zugeht, sondern eher deftig, wie’s halt früher war.“ (kre)