Schöneck. An alte Maltechniken knüpft die Schönecker Künstlerin Sigrid Oltmann an. Aber auch vom modernen Realismus fühlt sie sich inspiriert. Ein Besuch in ihrem Atelier.
Sigrid Oltmann malt mit einem Marderhaarpinsel unter der Lupe feinste Striche, um das Ohr eines Hundes zu gestalten. Präzision und Sinnestäuschung, das ist für sie das Erfolgskonzept ihrer Malerei. Wie alte Meister beherrscht sie den Trompe-l’oeil-Stil. Auf diese Weise entstehen anscheinend dreidimensionale Werke, die emotional, persönlich und kritisch das Leben zeigen. Aber Oltmann thematisiert in ihren Arbeiten auch Vergehen, Verwelken und Sterben. So findet der Betrachter in ihren Bildern neben frischem Obst auch vertrocknete Früchte, neben einem frisch geschnittenen Blumenstrauß das benutzte Messer.
„Ich will den Betrachter auch mit der Desillusion konfrontieren“, sagt sie. Und fügt hinzu: „Mit meiner Arbeit will ich mich einmischen, unbequem sein und zeigen, dass das Leben nicht immer artig ist, sondern immer wieder fordert.“ Auf diese Weise entsteht ein Spannungsfeld, ähnlich der Malerei des 17. Jahrhunderts und dem modernen Realismus. Motive sind nicht vordergründig auszumachen. So erschließen sich die Inhalte der Oltmannschen Werke erst auf den zweiten Blick. Auf diese Weise thematisiert sie das Wesen der Dinge provokant und geprägt von ihrem persönlichen Duktus.
Als Tochter eines Försters im Erzgebirge geboren, studierte sie Bildhauerei und Design in Münster und Berlin. Asien, Südamerika und Orient haben sie begeistert, doch um zu arbeiten ist ihr Deutschland wichtig. Seit 1989 lebt sie in Büdesheim. Zunächst fand sie Malerei langweilig, wie sie sagt, widmete sich der Bildhauerei. Aber ihr Leben in Chile ließ sie doch zur Malerei finden. Die erste Bilderausstellung 1972 in Santiago de Chile war ein Senkrechtstart in die Kunstszene. In renommierten Häusern in Chile, Europa und in Deutschland stellte sie aus.
Zahlreiche Auszeichnungen bekam sie, wie den Kulturpreis des Main-Kinzig-Kreises. Gleichwohl ist sie selbstkritisch geblieben: „Künstlerisch bin ich noch nicht da angelangt, wo ich hin möchte und ich hoffe, mir bleibt noch genug Zeit, das zu erreichen.“
Atelierbesuche können bei Sigrid Oltmann unter der Telefonnummer (0 61 87) 5944 vereinbart werden.