Karben. Bis auf Weiteres wird Karbens Stadtregierung ohne Ersten Stadtrat auskommen. Die Stadtverordneten schafften die Position am Freitag einstimmig ab. Den Posten des zweiten, hauptamtlichen Stadtrats hatte das Parlament bereits vor mehr als vier Jahren gestrichen. Er fällt weg, sobald die Amtszeit von Amtsinhabers Jochen Schmitt (SPD) Ende September endet. Die Erste Stadtratsstelle war im April vakant geworden, nachdem die Amtszeit von Gerd Rippen (Grüne) ausgelaufen war. Damit ist ab Oktober der neue Bürgermeister Guido Rahn (CDU) der einzige verbliebene Hauptamtliche in der Stadtregierung. Mit dem doppelten Verzicht spart die Stadt jährlich 200 000 Euro.
Rahn stehen seine sechs ehrenamtlichen Stadträte zur Seite, denen er Zuständigkeiten übertragen hat. Teile der Arbeit soll der neue Hauptamtsleiter übernehmen. Er tritt im Oktober die Nachfolge von Wolfgang Seuring an, der seit Frühjahr seine Arbeit fortsetzt, obwohl er die Pensionsgrenze überschritten hat.
Eine Stadt mit 23 000 Einwohnern und einer Regierung mit nur einem Hauptamtlichen? „Wir sind für schlanke Magistrate“, sagt Joachim Papendick vom Vorstand des Bundes der Steuerzahler in Hessen. Deshalb macht er dem Karbener Bürgermeister Mut, weiterhin ohne hauptamtlichen Ersten Stadtrat zu regieren.
Statt drei Hauptamtlicher nur noch einer: Binnen nur eines halben Jahres schrumpft die Stadtregierung erheblich zusammen. Seit April regiert Guido Rahn mithilfe der ehrenamtlichen Stadträte – die teils eigene Ressorts zugeteilt bekamen. Ob das funktioniert, wollte Rahn zunächst testen.
„Es ist schwierig, aber machbar“, bilanziert er nun. „Wenn wir es schon in der Einarbeitungsphase hinkriegen, kriegen wir es künftig erst recht hin“, sagt Rahn.
Wenn nach der Wahl das neue Parlament die Stelle des Ersten Stadtrats wieder beschließe, „kann ich das nicht verhindern“, sagt Bürgermeister Rahn. Allerdings hat sein Koalitionspartner FW bereits abgewunken. Ebenso die FDP.
Das Abschaffen des Ersten Stadtratspostens sieht SPD-Fraktionschef Thomas Görlich kritisch: „Die Arbeitsbelastung scheint so zu sein, dass es nicht mehr praktikabel ist.“ Das erkennt er daran, dass viele Schriftstücke aus dem Rathaus „nicht sauber oder hemdsärmelig“ vorbereitet seien. „Es sieht aus, als ob Rahns Modell nicht funktioniert. Und für mein Gefühl ist es besser für eine Stadt, wenn der Vertreter des Bürgermeisters ein Hauptamtlicher ist.“ (den)