Nidderau. Lampenfieber während des Castings scheinen die wenigsten zu haben, betreten vielmehr sehr selbstbewusst und routiniert die Bühne. „Ich bin Sängerin in Ausbildung und das ist eine großartige Möglichkeit für mich, an einer Operette teilzunehmen. Es ist mir eine große Ehre, mitwirken zu dürfen“, sagt Koloratursopranistin Andrea Berninger im Bürgerhaus Ostheim. Sie singt in Jacques Offenbachs Operette „Orpheus in der Unterwelt“ die Eurydike.
Die Aufführung soll am 10. November Premiere feiern. Gesucht werden Schüler aus dem Kreis der Gesangsklassen der Musikschule sowie Externe. Wie die anderen Sänger wurde auch Andrea Berninger nach Qualität, guter Stimme, Spielwitz und spielerischem Talent ausgewählt. Die Texte der, der am 21. Oktober 1858 in Paris uraufgeführten Operette sind gespickt mit spritzigen Rhythmen, Temposteigerungen und packender Einprägsamkeit. Literatur und Gesellschaft witzelten in der Mitte des 19. Jahrhunderts über Gott und die Welt und sprühten vor Ironie.
Die Texte zu modernisieren, ist Aufgabe der Choreographin Sabine Scholz. Im Hintergrund wirken weitere Helfer mit – wie die Kunstabteilung der Bertha-von-Suttner-Schule unter Leitung von Gertrud Nowak beim Kulissenbau. Anni Lenz wird in ihrer Eigenschaft als Tänzerin den in Frankreich seit 1830 bekannten schnellen Gesellschaftstanz Cancan einstudieren. Auch der Junge Chor der Freien Sänger Kilianstädten, unter Leitung von Michael Knopke, wird in der Operette zu hören sein.
Ganz nebenbei erzählt Michael Winterling, Leiter der Musikschule Schöneck-Nidderau-Niederdorfelden, wie es zu der Idee kam, die Gesangsklassen (an der Musikschule sind es drei Klassen mit rund 45 Schülern) auf diese Weise in das Bewusstsein der Öffentlichkeit zu rücken. „Die Sänger singen immer Arien, aber es fehlt ihnen der Kontext“, sagt Winterling. Für den sollen nun Tenor Orpheus, dessen Sopranistengattin Eurydike und eine Reihe weiterer Gestalten wie Merkur, Juno, Venus oder die öffentliche Meinung des griechischen Altertums herhalten. Die musikalische Leitung wird der Fachbereichsleiter für Streicher Christoph Möller übernehmen, das begleitende Klavierspiel die rumänische Pianistin Silvia Marinescu. Die erwachsenen Schüler der Gesangsklassen hatten vier Wochen Zeit, um ihre Rollen einzuüben, wie auch Andrea Berninger.