Bad Vilbel. Wenn es heiß hergeht bei der Feuerwehr in Massenheim, dann sind im Moment weniger die Einsätze oder das Wetter gemeint, sondern die umfangreichen Vorbereitungen für das große Fest-Wochenende. Mehr als 150 Helfer müssen mobilisiert werden, um das Programm zu stemmen.
Erstmals wird das Oldtimer-Treffen verlegt zu dem Festgelände in der Nähe der Hessol-Tankstelle. Das Beach-Bornfest fällt in diesem Jahr aus, kündigt Ralf Laupus an, der Vorsitzende des Feuerwehrvereins. Der Ausweichplatz sei erforderlich wegen den Großveranstaltungen, zu denen auch ein Festzelt aufgebaut wird. Dafür fehle es im alten Ortskern an Platz und schließlich sollten auch die Anwohner nicht mit zu viel Lärm und Verkehr belastet werden. Auch zwei Konzerte sind gratis. „Es steht nicht im Vordergrund, einen Überschuss zu erwirtschaften, sondern ein schönes Jubiläum mit den Bürgern zu feiern“, betont Laupus.
Natürlich gehe es an diesem Wochenende auch um die Mitgliederwerbung, sagt Laupus. Eindrucksvoll will die Wehr sich dafür mit historischen und aktuellen Schau-Übungen präsentieren. Am 17. Juli gibt es einen großen „Tag der Feuerwehr“, wo sich Wehren und Hilfsdienste aus dem Kreis vorstellen. Die Massenheimer Kinder- und Jugendfeuerwehr sowie die Rettungshundestaffel und die Höhenrettungsgruppe der Frankfurter Feuerwehr demonstrieren ihr Können. Auch ein Kinderprogramm mit Kletterwand und vielen Spielen wird geboten.
Spannend wird es am Sonntag. Neben dem schon traditionellen Oldtimertreffen, zu dem über 500 Teilnehmer erwartet werden, gibt es zwei historische Schau-Übungen. Das erste Szenario spielt um 1900. Damals, so der frühere Wehrführer Ulrich Tschauder, gab es in Massenheim weder Motorspritze, noch Wasserleitungen. In diese Zeit können sich die Besucher mitsamt den 15 Komparsen an der Handspritze zurückversetzen, wenn sie gemeinsam eine Eimerkette bilden, um den Brand an einer Giebelfront zu löschen.
Mangels Leitungen musste das Löschwasser aus dem Erlenbach geschöpft und weitergereicht werden. Doch viel zu retten gab es damals nicht, berichtet Tschauder. Ein „Innenangriff“ sei damals mangels Ausrüstung nicht möglich gewesen. Man habe sich darauf konzentriert, dass das Feuer nicht auf angrenzende Lehmhäuser übergreift. Wertsachen und Wäsche wurden in einer Brandtruhe deponiert, die noch aus dem brennenden Haus geholt werden konnte.
Damals gab es auch noch keine freiwillige, sondern nur eine Pflichtfeuerwehr, in die alle Massenheimer Bürger integriert waren. „Jeder Haushalt musste einen ledernen Löscheimer kaufen“, erinnert Tschauder.
Die zweite Übung blendet zurück in die 1950er und 1960er Jahre. Seit 1941 hatte Massenheim eine tragbare Motorspritze, die von vier Personen bedient wurde. „Die Dortelweiler haben noch einen alten Anhänger, wir die Spritze“, erzählt Tschauder. Die Gerätschaften mussten jedoch noch mit Traktoren von Landwirten zu den Einsatzorten gefahren werden.
Als er 1967 zur Massenheimer Wehr kam, habe es in den Fahrzeugen der damals noch selbstständigen Gemeinde weder Funk, noch Löschwassertanks gegeben. Erst 1980 wurde ein 1600 Liter fassendes Tankfahrzeug angeschafft.
Damals, so Tschauder, habe es fünf, sechs Brände im Jahr gegeben, aber kaum technische Hilfeleistungen – und Fehlalarme durch Brandmelder. Heute rücken die Massenheimer 40 bis 50 Mal pro Jahr aus zu Unfällen und anderen Einsätzen – und das ohne die zusätzlichen Aufgaben bei Unwettern. Und: „Früher hätte niemand die Feuerwehr zu einer brennenden Mülltonne geholt“, sagt Tschauder.
Im Gegensatz zu vielen Wehren in der Wetterau haben die Massenheimer Floriansjünger keine Nachwuchssorgen, sagt Vereinsvorsitzender Ralf Laupus. Der Feuerwehrverein zählt 365 Mitglieder, 29 Aktive sind in der Einsatzabteilung, die konstant 28 bis 30 Mitglieder hat – auch wenn es den Mitgliedern immer schwerer fällt, Job und Wehr miteinander zu vereinbaren. Besonders froh sind die Feuerwehrleute über die florierende, bereits 1967 gegründete Jugendfeuerwehr mit elf Mitgliedern und den zehn Bambinis, den Sechs- bis Zehnjährigen.