Karben. Einen vergleichsweise ruhigen, gemütlichen verkaufsoffenen Sonntag erlebten die Geschäftsleute am 11. Juli. Die Sonne brannte heiß zum Sommerfest, zu dem der Gewerbeverein Karben mit den beteiligten Händlern eingeladen hatte. Das gelegentlich wehende laue Lüftchen verschaffte kaum Erfrischung, und so waren die Schattenplätze begehrt.
Dennoch waren die Menschen unterwegs, um vielleicht doch das eine oder andere Schnäppchen zu ergattern. Angelika Fleck hatte im Selzerbrunnen Center vor dem „Akzente“-Geschäft ihren Stand aufgebaut und machte auf ihren Magnetschmuck aus Edelstahl mit Swarowski-Steinen und Schmuck zum Selbst-Zusammenstellen mit Halbedelsteinen aufmerksam. „Das Interesse ist da, aber es ist weniger los als beim letzten Mal“, bemerkt die Reisekauffrau. Ganz anders sieht es dagegen Simone Roßmus vom „Sie & Er Mode und Wäsche“ in der Galerie-Zeil am Rathaus: „Meine Boutique ist immer gut besucht, weil ich vom Wetter unabhängig bin“. Sogar ein Strickkleid aus der neuen Herbst-Winterkollektion habe sie schon verkauft.
Highlight des diesmaligen verkaufsoffenen Sonntags war die von Angelika Guidry, Projektleiterin des Gewerbevereins Karben für die verkaufsoffenen Sonntage, organisierte 1. Karbener Oldtimerschau.
Mit einem Konvoi von rund zehn Traktoren waren die Oldtimerfreunde Vorglüher Nieder-Wöllstadt nach Karben vors Rathaus gerollt. „Das ist ausbaufähig“, freut sich Guidry, das Interesse seitens der Oldtimer-Freunde sei sehr groß. Sie kann sich vorstellen, einmal im Jahr eine Oldtimerschau im Rahmen eines verkaufsoffenen Sonntags zu organisieren.
„Da ist einfach eine Sucht ausgebrochen“, erklärt sich Susanne Walter ihre Leidenschaft für historische Traktoren. In Karben ist sie mit einem Allgaier-Traktor angereist, mit Baujahr 1950 der älteste in der Schau. Sie gerät gleich ins Schwärmen über die Freuden eines Oldtimer-Fans: Das Restaurieren. Da wird gespachtelt und repariert, durchgepustet, Ersatzteile gesucht und eingebaut, sandgestrahlt und lackiert, bis die rustikalen Schätzchen wieder schnurren und tuckern. Ihr Allgaier sei ein so genannter „Verdampfer“, erklärt Susanne Walter gleich auch die technischen Feinheiten. Statt einer Motorkühlung hat der Allgaier einen 60-Liter-Tank. Das Wasser verdampft zwecks Kühlung bei laufendem Motor, und ein Pegel an der Traktorspitze zeigt den Wasserstand an.
Wenige Pkw-Oldtimer stehen auf dem Rathausvorplatz und auf den Parkplätzen auf der gegenüberliegenden Straßenseite. Dort hat es dem zweieinhalbjährigen Nicola Radovic aus Karben eine leuchtend rote Isetta BMW, Baujahr 1959, angetan, während sich Vater Radovic mehr für den VW-Käfer interessiert.
Mit einem britischen Spezialfahrzeug ist Joachim Armbrüster aus Niederdorfelden angerollt: einem Ferret. „Das heißt Frettchen“, erklärt das Mitglied der Reservistenkameradschaft Kinzigtal. Es ist ein britischer Panzerspähwagen für zwei Personen, Baujahr 1962. Erlebnisse ganz besonderer Art vermittelten die Mitglieder des Arbeitskreises Sucht im Karbener Präventionsrat, die erstmals beim verkaufsoffenen Sonntag mit einem Stand dabei waren. „Die Leute sind schon sehr erstaunt“, gibt Ellen Benölken die Reaktionen der Passanten wider, die sich auf die Erfahrung „Rauschbrille“ einließen. Zwei Brillen mit unterschiedlichen Promille-Werten halten die Mitglieder bereit und lassen die Tester um Hindernisse Slalom gehen und eine Linie entlanglaufen. Sehr eindrucksvoll seien die Erlebnisse der Tester. „Die merken, dass sie eben nicht cool sind, sondern Hindernisse umlaufen, alles doppelt sehen und die Linie sehr kurvig nehmen“, erzählt Benölken. Den Einsatz am verkaufsoffenen Sonntag wollen die Mitlgieder vom AK Sucht wiederholen, ist ihr Aktiv-Angebot doch gut angenommen worden.
Die Planungen für den nächsten verkaufsoffenen Sonntag am 31. Oktober laufen schon an. Gewerbetreibende, Händler und Handwerker, die sich mit einem Stand beteiligen wollen, werden gebeten, sich bei Projektleiterin Angelika Guidry vom Gewerbeverien Karben unter E-Mail: guidry@t-online.de zu melden.