Bad Vilbel. Mit „standing ovations“ feierte das Premierenpublikum die Jugendtheatergruppe der St.-Nikolaus-Gemeinde und des RaRa-Theaters für die mitreißende Interpration von William Shakespeares Drama „Othello“.
Der Stoff ihrer Wunschinszenierung, und vor allem die Sprache, stellten für die Akteure eine große Herausforderung dar. Das Regieduo Sebastian Pietsch und Alexander J. Beck hatte für ihre Produktion die Übersetzung von Wolf Heinrich Friedrich Karl Graf Baudissin aus dem Jahre 1832 gewählt. Da ist von „Seiner Mohrschaft“ als dem schwarzen Feldherrn Othello in Diensten der Republik Venedig (Patrick Pfaff) die Rede. Patriziertochter Desdemona (Nina Brandner) will nicht als „Friedensmotte“ zurückgelassen werden, wenn Othello dem Statthalter von Zypern, Montano (Sarah Herleth), zur Hilfe eilt. Da ist von der koketten Kurtisane Bianca (Vivian Amberg) als „Metze“, leichtsinniger Dirne, die Rede.
Den Liebesakt zwischen Othello und Desdemona umschreibt „Jade“ (Sarah Brandner) mit der berühmten Metapher „das Tier mit den zwei Rücken machen“. Die Sprache dient als Mittel, starke Emotionen wie Neid, Hass, Rassismus, Verrat, Liebe und Eifersucht, die sich in Shakespeares Text verbergen, zu transportieren.
Wichtig ist die Macht der Sprache für die intrigante „Jade“. Manipulation und Lüge sind die Mittel, mit denen sie virtuos die Fäden in ihrem „doppelten Schelmenstück“ zieht. „Ich hasse den Mohren, doch er hat mich gern“, gesteht sie Rovenia (Jesika Schmidt), bei der ihre rassistische Gesinnung am offensten zu Tage tritt. „Es ist eine Schande, dass ein Mohr in diese Stellung gelangt“ pflichtet ihr Rovenia bei. Auch Desdemonas Vater Brabantio (Maximilian Trekel) findet: „Ein Fremder soll das Heimatland nicht regieren“. Soldat Federico (Maximilian Schmidt) stimmt zu. Ohtello, von Selbstzweifeln zerfressen, getrieben von Eifersucht und Hass, verstrickt sich immer tiefer in sein Unglück, zweifelt an der Treue Desdemonas und an der Loyalität Leutnants Cassio (Alfredo Jost Lopez). Er beschimpft seine Frau lautstark als „Hure von Venedig“, schlägt sie vor den Augen der Herzogin Loredana (Maria Uhlmann) und Jagos aufklärerischer Schwester Emilia (Vanessa Gräf).
Jade ist nicht zimperlich und setzt alles auf eine Karte. Sie sticht Cassio in den Rücken, schneidet Rovenia die Kehle durch und ermordet ihre Schwester. Der in seinen Aggressionen gefangene Othello erdrosselt Desdemona.
Weitere Aufführungen im Pfarrzentrum St. Nikolaus am Mittwoch, 16. und Freitag, 18. Juni. Beginn 20 Uhr. Der Eintritt kostet 7 Euro, für Schüler 5 Euro, an der Abendkasse jeweils 2 Euro mehr. Telefonische Reservierungen unter (06101) 989221 oder (0151) 20162448.