Karben. „Und alles war wieder gut …“ begrüßen 25 Sänger des Gesangvereins Eintracht Petterweil, begleitet von Vogelgezwitscher, den Mai auf dem Gelände des Naturfreundehauses am Silberwiesenweg. Doch: Nichts sei „wieder gut“, widerspricht kurz darauf Bernd Benölken, Kreisvorsitzender des Deutschen Gewerkschaftsbundes DGB in der Wetterau.
Unter dem Motto „Wir gehen vor!“ hatte der Karbener DGB zum sechsten Mal zu einer Maikundgebung eingeladen – zum dritten Mal fand sie mit Unterstützung des Anglervereins Okarben und der Naturfreunde statt.
„Es ist ein Jammer, dass dieser Tag immer mehr zum Volksfest verkommt“, klagt Benölken. „Die Maikundgebungen haben heute leider einen verminderten Stellenwert.“ Und das, obgleich sie wichtiger seien denn je. In unserer heutigen, von der Krise geprägten Arbeitswelt, gebe es grobe Missstände. „Die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer müssen endlich vorgehen“, fordert er.
Der DGB fordere nach wie vor „gute Arbeit, gerechte Löhne und einen starken Sozialstaat“. Die Wirtschaft müsse den Menschen dienen und nicht den Spekulanten, die soziale Errungenschaften der Arbeitnehmerschaft europaweit bedrohen – so Benölkens Meinung zu den aktuellen Ereignissen in Griechenland.
Ähnliche Formulierungen findet Mai-Redner Arno Enzmann aus Hanau, Ex-Vorsitzender der DGB-Region Südosthessen. Er fordert: „Wir müssen aufstehen, uns einmischen und unsere Gesellschaft gestalten.“ Dass es 1,3 Millionen Menschen in Arbeit gebe, die auf ergänzende Hilfe angewiesen seien, prangert Enzmann an.
Einen Auftritt inmitten der kämpferisch eingestellten Gewerkschafter hat dann auch ein Christdemokrat: Karbens neuer Bürgermeister Guido Rahn. Er verspricht in einer kurzen Ansprache, die Gelder der Stadt Karben stets „fair zu verwalten“. „Brüder, zur Sonne, zur Freiheit“ stimmen die Gewerkschafter und viele Gäste schließlich an.
„Solidarität bedeutet, dabei zu sein“, sagen Gertrude und Robert Fuchs aus Österreich. Sie sind die wohl am weitesten angereisten Gäste dieses Tages in Karben. „Wir fanden die Reden sehr treffend.“ Mit ihren Petterweiler Freunden machen sie sich einen schönen Feiertag mit politischem Auftakt.
„Eine gelungene Sache“, ist auch Erwin Schichtel zufrieden. Der Vorsitzender der Angler steht am Grill. Bis zum Mittag haben er und seine Angler- und Naturfreunde-Kollegen 50 der 200 Bratwürstchen verkauft. (ssp)