Karben. Langsam gammelt Karbens zentraler Bahnhof mit dem früheren und nun leerstehenden Bahnhofsgebäude vor sich hin. Nach dem Regierungswechsel rückt er nun wieder ins Blickfeld der Politiker. Die haben sich erstmals mit dem neuen Besitzer des Gebäudes getroffen.
„Das Gebäude ist endgültig zu einem Schandfleck verkommen.“ Grünen-Fraktionschef Gerrit Rippen ist unglücklich mit dieser Visitenkarte seiner Heimatstadt: Überaus unansehnlich wirkt Groß-Karbens Bahnhofsgebäude. Seit dessen Verkauf an private Investoren „ist nichts (Sichtbares) mehr geschehen“, schimpft Rippen.
Den Gammel-Anblick räumte Siegfried Fernitz von Main Asset Management bereits in der FNP ein. „Das sieht nicht schön aus.“ Main Asset ist eine Tochter des britischen Finanzinvestors Patron Capital, der vor zwei Jahren rund 1000 Bahnhöfe von der Deutschen Bahn kaufte, auch den Kärber.
Main Asset will den Bahnhof aber sanieren – sobald sich ein Mieter findet, kündigte Fernitz an. Für diesen könne das Gebäude dann passend hergerichtet werden. Diese Zusagen erneuert nun Melanie Pfeffer von Main Asset. Sie traf sich vor wenigen Tagen mit Karbens Bürgermeister Guido Rahn (CDU), Vizebürgermeister Gerd Hermanns (FWG) und Wirtschaftsstadtrat Otmar Stein (CDU).
Letzterer habe als eine seiner ersten Amtshandlungen das Thema auf die Tagesordnung gesetzt, erklärt Rahn. Die Sanierung des Gebäudes koste eine Viertelmillion Euro. Dafür könne ein Mieter im Erdgeschoss auf rund 100 Quadratmeter Büro- oder Verkaufsfläche zurückgreifen. Weitere Flächen könnten „mittelfristig“ hinzukommen, wenn die Bahn ihre Flächen ebenfalls räume. Im Obergeschoss befinde sich noch eine 90 Quadratmeter große Wohnung, die sich aber sehr günstig weitervermieten oder in weiteren Büroraum umwandeln lasse, erläutert Rahn.
Die Stadt wolle gerne helfen und nach möglichen Mietern mitsuchen, verspricht der Bürgermeister. „Publikumswirksame Geschäfte könnten von der günstigen Lage profitieren“, findet Otmar Stein. So wolle die Stadt bei Karbener Unternehmen für das Gebäude werben.
Aber: „Es ist ausgeschlossen, dass städtische Gelder in den Kauf und Ausbau des Gebäudes investiert werden“, sagt Rahn. Die Kommune habe in eigenen Gebäuden genug Sanierungsbedarf und begrenzte finanzielle Möglichkeiten. Schon vor drei Jahren hatte die Koalition (CDU, FWG, FDP) den lange von SPD und Grünen geforderten Kauf des Gebäudes gestoppt. (den)