Schöneck. Nach einer Bauzeit von knapp einem Jahr wurde am Sonntag der Einschaltknopf für das erste Windrad in Schöneck gedrückt. Doch es gab einen Fehlstart. „Bei so schönem Wetter müssen sie schon etwas helfen und kräftig pusten“, nahm Carsten Krüger von der Herstellerfirma Enercon bei der offiziellen Einweihungsparty den Fehlstart auf die humorige Art. Denn mangels Wind wollte sich der Rotor einfach nicht drehen.
Mehrere hundert Zuschauer waren an diesem Vormittag bei strahlendem Sonnenschein zum Galgenberg gekommen, um den Start mitzuerleben. Bei Bratwurst, Suppe und Musik ähnelte das Ereignis denn auch eher einem Volksfest als der Eröffnung einer lange umstrittenen Energiegewinnungsanlage.
Von Kritik war an diesem Sonntag auch eher wenig zu hören. Dafür aber das Staunen vor allem aus Kindermündern. „Mensch sind die hoch. Und wenn die mal kaputt gehen, wer klettert dann da hinauf ?“, fragte der fünfjährige Malte seinen Vater. Statt ihm eine Antwort zu geben, führte der seinen Sohn einfach in das Innere des 138 Meter hohen Turmes, der am Fuße immerhin einen Durchmesser von 13 Metern hat und über einen eigenen Aufzug bis hinauf zur Maschinenkabine verfügt. Auf dem Weg erklärte der Vater dann auch noch die Vorzüge der Windkraft: „Anders als beim Öl, der Kohle oder der Atomkraft wird es Wind immer geben. Vor allem wird der auch nicht dauernd teurer.“
In seiner Rede begründete der Geschäftsführer der Betreiberfirma Windinvest, Oliver Keßler, warum man gerade Schöneck als Standort für die Anlagen gewählt habe: „Großanlagen mit mehreren hundert Windrädern oder Atomkraftwerke können sich nur Großkonzerne leisten. Um aber auch bei der Preisgestaltung möglichst unabhängig von ihnen werden zu können, muss man nach einer dezentralen Energieerzeugung möglichst nah am Kunden streben.“
Das bekräftigte anschließend auch Schönecks Bürgermeister Ludger Stüve (SPD): „Wir haben Ja zu den sieben Windrädern auf unserem Gemeindegebiet gesagt, weil wir nicht nur immer über die uns drohende Umweltkatastrophe reden, sondern endlich auch einmal Zeichen setzen wollten.“ Dafür habe man vor kurzem in der Gemeindevertretung auch noch ein Klimabündnis beschlossen, durch das man Schöneck in zehn Jahren möglichst zur CO2- freien Zone erklären will.
Da sich die jeweils 38 Meter langen Windflügel an diesem Vormittag auch nach längerem Warten noch immer nicht drehten, genossen die vielen Gäste das schöne Wetter und den herrlichen Blick umso mehr. Ein wichtigeres Thema an diesem Morgen schien zudem der flugzeugfreie Himmel zu sein, wo von der Vulkanasche-Wolke nichts zu sehen war.