Bad Vilbel. Der 16. Juni 2006 hat das Leben des Dortelweiler Feuerwehrmanns Kurt Seip und seiner Familie radikal verändert. Der damals 37-Jährige verunglückte während eines Großeinsatzes, als bei Abrissarbeiten auf dem Gelände der Firma Stahlbau Müller ein Metallspähnesilo in Brand geraten war und sich Temperaturen um 800 Grad entwickelt hatte. Durch innere Verletzungen erlitt der Vater eines siebenjährigen Sohnes einen Schlaganfall, durch den besonders das Sprachzentrum betroffen ist.
Eine Reha-Maßnahme konnte Seip noch nicht beginnen, weil die Versicherungen keine Kosten übernehmen, ehe die Ermittlungen zum Unfallhergang abgeschlossen sind. Umso größer war die Freude, als die Dortelweiler Vereine und Verbände ihm 4600 Euro vom Erlös des Weihnachtsmarktes übergaben.
„Wir wissen, dass das nur ein Tropfen auf den heißen Stein ist“, sagte Vorsitzender Theo Waltz bei der Scheckübergabe, „hoffen aber dass euch das Geld ein bisschen weiterhilft“. Insgesamt haben die Vereine 6680 Euro erwirtschaftet. Der Betrag wurde erneut zwischen Empfängern im Ort und in der Welt aufgeteilt. Die Vereine haben vor zwei Jahren über die in Friedrichsdorf ansässige Hilfsorganisation World Vision die Patenschaft für drei Kinder übernommen: die mittlerweile neunjährige Tsenguun in der Mongolei, den fünfjährigen Jose Miguel in Bolivien und die vierjährige Hababo in Äthiopien. Von der jährlichen Spende der Dortelweiler Vereine von 1080 Euro gehen 30 Euro monatlich an jedes Kind, helfen aber auch deren Familien und Dorfgemeinschaften, indem dadurch beispielsweise auch die Versorgung mit frischem Wasser aus Brunnen sichergestellt wird.
Die drei Kinder hätten schon mehrfach Briefe geschrieben, die die katholische Gemeindereferentin Monika Burkard im Rahmen des Religionsunterrichts mit den Kindern der Regenbogenschule beantwortet. Auch das Wiesbadener Kinderhospiz „Bärenherz“ wurde diesmal mit 1000 Euro unterstützt.
Trotz des Blicks auf die Kinder berührt die Dortelweiler das Schicksal ihres freiwilligen Feuerwehrmannes, der bei der Berufsfeuerwehr Frankfurt arbeitete, auf besondere Weise. Denn „er war von Kindheit an aktiver Feuerwehrmann und Musiker, als es den Spielmannszug noch gab“, erklärte der Vorsitzende des Feuerwehrvereins Horst Klingenhöfer. Dass er trotz seines Unfalls den Kontakt zur Feuerwehr nicht abgebrochen habe, bereits im Oktober am Feuerwehr-Jubiläum und mit seiner Familie am Nikolausabend teilgenommen hat, freue ihn und die Feuerwehr sehr.
„Wir werden das Geld mit in die Finanzierung einer Reha-Maßnahme stecken“, sagte Christiane Seip. Sie und ihr Mann setzten große Hoffnungen in eine Spezialklinik für intensive Sprachförderung, für die die Kostenträger die Leistungen nicht übernähmen. „Die sprachliche Komponente spielt im Gesundheitswesen insbesondere im Zuge der Sparpolitik eine sehr untergeordnete Rolle“, hat sie mittlerweile feststellen müssen. Doch der Feuerwehrmann, der alles wahrnimmt und versteht, aber sich weder mündlich noch schriftlich mitteilen kann, brauche ein Kommunikationsmittel, das es ihm ermöglicht, weiter aktiv am Leben und an seiner Familie teilnehmen zu können. Klingenhöfer kündigte ein Benefiz-Konzert an, das am Freitag, 23. Februar, um 19.45 Uhr im Kulturforum stattfindet. Marc Empter aus der Einsatzabteilung hat seine freundschaftlichen Kontakte genutzt, um Henni Nachtsheim (ehemals Duo „Badesalz“) zu engagieren. Im Vorprogramm treten Musiker aus Dortelweil unter dem Sammelbegriff „Dodge City Allstars“ auf.
Der Eintritt ist zwar frei, doch Spenden sind ausdrücklich erwünscht.