Ich hatte noch nicht lange meinen Führerschein und war auf dem Weg zum Sandplacken. Die Staumeldungen im Radio interessierten mich nicht wirklich: Ein Stau zum Feldberg ist doch eher selten. Und die Warnung wegen glatter Straßen war wohl auch nicht für mich von Bedeutung. Sie ahnen bestimmt schon was kommt: Ich fahre über den Sandplacken, und auf einmal ist die Fahrbahn spiegelglatt. Keine Lenkbewegung funktioniert mehr. Ich rutsche nach rechts an den Bordstein, während links ein Auto entgegenkommt, drehe mich um die eigene Achse und bleibe am Bordstein stehen. Glück gehabt – und zwar richtig!
Sicher kennen Sie ähnliche Geschichten – vom Autofahren oder aus anderen Lebenssituationen. Wie oft könnte etwas passieren und schief gehen, und dann passiert doch nichts. Wir haben eben oft wirklich Glück. Und wenn nicht? Dann haben wir Pech. Ab und an erwischt es auch da jeden, hoffentlich dann nicht zu doll… So ist das eben mit den Zufällen des Lebens.
Zufall, Pech, Glück? Oder ist da die berühmte Hand Gottes im Spiel? Oder in seinem Auftrag Engel zum Beschützen? „Denn Gott hat seinen Engeln befohlen, dass sie dich behüten auf allen deinen Wegen“ so heißt es im Psalm 91. Tatsächlich ist das alles eine Sache der Deutung des eigenen Lebens: wie schaue ich auf das, was mir begegnet und geschieht? „Pech“ und „Glück“ sind dabei die negative und positive Spielart des Zufalls. Zufall meint: Da gibt es keinen Plan im Hintergrund, da gibt es damit auch keinen handelnden Gott.
Eine solche Deutung macht vieles leichter: Ich muss mich einfach damit abfinden, dass es bei Zufällen mal so und mal so ausgeht. Ich kann und muss da nicht tiefer nachfragen. Es ist eben alles so. Wer sein Leben aber „durch die Brille Gottes“ betrachten will, der fragt immer, was denn Gott mit den Geschehnissen des Lebens zu tun haben könnte.
Natürlich weiß ich das nie sicher, denn ich lebe ja in der Vorläufigkeit dieser Welt.
Pfarrer Klaus Neumeier,
Ev. Christuskirchengemeinde
Bad Vilbel