Schöneck. Tatort Feld, kurz hinter der Gemarkungsgrenze auf dem Gebiet von Hanau-Mittelbuchen. Es ist der 17. Februar, noch liegt Schnee. Der Kilianstädter Anton Curila ist mit seinem Belgischen Schäferhund Ben unterwegs, führt den zweijährigen Rüden aus – und lässt ihn von der Leine. Der Hund läuft vor – was dann geschieht, ist unklar. Sicher ist: Es fallen Schüsse, zwei sollen es gewesen sein.
Curila rennt, sucht seinen Hund, ruft laut. Doch der ist da bereits tot. Erschossen von einem Jäger. „Ich sah eine Gestalt hinter einem Busch“, sagt der 53-Jährige. Der Jäger habe das tote Tier in den Busch gezogen. Der Mittelbuchener Jäger möchte sich dazu nicht äußern. Sein Anwalt, Dieter Hübner aus Gelnhausen, verweist auf das schwebende Verfahren. Auch er spricht nicht.
Dafür redet der zuständige Jagdpächter, Manfred Klose, ebenfalls aus Mittelbuchen: „Ich bedaure das sehr!“ Aber der Hund habe zwei Hasen gehetzt – und das ist Wilderei. Damit sei das Erschießen im Rahmen des Jagdschutzgesetzes möglich, so der Jagdpächter. Aber Klose sagt auch, dass er anders gehandelt hätte: „Ich hätte versucht, den Hundebesitzer festzustellen und ihn anzuzeigen.“ Das hätte möglicherweise eine Geldstrafe für Curila zu Folge gehabt.
So aber ist sein Hund tot, steht die Familie unter Schock. „Unserem Enkel haben wir es noch nicht erzählt.“ Der wohnt auch im Haus der Großeltern am Konrad-Zuser-Ring. Der Achtjährige glaubt immer noch, dass Ben krank in einer Tierklinik ist. Der war nach Angaben Curilas bestens als Wachhund ausgebildet. „Er hätte gehört und war auch nicht gefährlich“, ist er sich sicher.
Auf den Jäger muss dies anders gewirkt haben. Klose wirbt um Verständnis: „Durch den Schnee hatten wir sowieso eine schwierige Zeit für das Wild.“ Immer wieder würden die Tiere durch die Reviere gehetzt. Zwischen Mittelbuchen und Kilianstädten seien allein in diesem Winter neun Rehe totgefahren worden. Nachdem der Jäger ihn alarmiert hatte, kam er zum Tatort, kurz danach auch die alarmierte Polizei.
Die Spuren waren für Jagdpächter Manfred Klose eindeutig: Nur etwa sechs Meter entfernt von der Stelle, an der der Hund lag, seien Hasenspuren im Schnee gewesen. Die Polizei kann dazu noch nichts sagen. Curila dagegen sagt: „Die Spuren führen zum Hund hin.“ Wie also solle der gewildert haben? Sein Problem: Er müsse nachweisen, dass der Hund nicht gewildert hat. Das sagt der Sachgebietsleiter Jagd und Fischerei beim Main-Kinzig-Kreis, Udo Dallmann.
Trotzdem hat der Kilianstädter Strafanzeige wegen des Verdachts der Tiertötung gestellt – diese sei am Mittwoch bei der Polizeistation in Hanau eingegangen, bestätigt ein Sprecher. Dazu komme laut Curila eine versuchte Tötung. „Ich habe mich nur etwa 80 Meter entfernt in der Schusslinie befunden.“ Geschossen haben soll der Jäger von einem Hochsitz. „Er hätte mich doch rufen können“, sagt Anton Curila verzweifelt.
Den Hund habe er angeschafft, weil kurz vor dem Einzug in das neue Haus mit Bau-Betrieb, Büro und Wohnung eingebrochen worden sei. Das Tier habe sich dann immer mehr zum Familienmitglied entwickelt. Auf Jäger ist Curila derzeit gar nicht gut zu sprechen: „Für mich ticken die eh nicht normal.“ Dabei haben die es sowieso nicht einfach, wie Klose berichtet. Wenn sie Menschen Hinweise zum Verhalten geben würden, reagierten diese oft patzig. „Wir hoffen auf mehr Verständnis.“ Das wird natürlich mit toten Hunden nicht gefördert, auch wenn es solche Fälle nur sehr selten gebe, wie Dallmann berichtet. Jagdpächter Klose rät den Hundebesitzern: „Sie sollten ihr Tier unter Kontrolle behalten.“ Im Dunkeln sollte man Hunde anleinen, sich möglichst an die Wege halten. Der schweren Winterzeit folgt jetzt die Brut- und Setzzeit.