Bad Vilbel. Der Sitzungspräsident des Karnevalvereines Die Schoten, Jürgen Müller, war nach dem Finale im Kurhaus etwas enttäuscht, denn nicht einmal 100 Besucher hatten den Weg in die Narhalla an der Nidda gefunden. Dort legten sich nicht nur Büttenstars, Tänzerinnen und Musikanten der Schoten gar mächtig ins Zeug, sondern es traten auch eine Reihe von Gaststars auf. Damit steht fest: Die Schoten sind als Faschingsgröße wieder da, und zwar in der ersten karnevalistischen Reihe! Damit die Schotenkasse dennoch nicht ganz austrocknet, hatte ein „Advokat vom Rathaus“, nämlich der Erste Stadtrat Jörg Frank (CDU), einen Scheck mitgebracht, den er, in hübsche Reime verpackt, den Narren übergab.
Alle Widrigkeiten vergessen ließ der zackige Auftritt der Schoten-Garde. In ihren kurzen Röckchen zeigten die Mädchen, wie hoch sie ihre langen Beine werfen können. Dem Publikum gefiel es so sehr, dass gleich die erste Zugabe fällig war. Als Stimmungsmacher erwiesen sich die drei Jungs vom „Trio Infernale“ aus Assenheim, die mit ihrer Aufforderung „Bierche schlugge“ nicht lang ins Leere redeten. Wie herrlich der Hopfensaft den Körper formt, demonstrierten die Allrounder mit einer gekonnten Bauchtanznummer. Als „Hausmeister“ berichtete der in einen grauen Kittel geschlüpfte Sitzungspräsident von seiner lieben „Else mit den Traummaßen“. Nach ihm stieg „die Tusnelda“ in die Bütt, der die militante Nichtraucherin Vered Zur-Panzer folgte: „Gelbe Zähne hat mein Mann so lang’, wie ich denken kann. Zeigt er beim Lachen seine Zähne, sind sie gelb wie Sägespäne. Sie ähneln – und das ist der Clou – dem Kauwerkzeug von einer Kuh“, reimte sie. Gesang und Kokolores präsentierten die „Pitschedapper“ Jürgen Müller und Gerhard Fink als Schoten-Boy-Group.
Dem Ersten Stadtrat und Müllers Kollegen, dem Sitzungspräsidenten im Stadtparlament, Manfred Cleve, dürften die Hymnen auf „Vilbel, Du mein Vilbel“ und die „Vilbeler Fassenacht“ gewiss gut gefallen haben. Ein weiteres majestätisches Stadt-Wahrzeichen stieg darauf in die Bütt: Die alternde Quellen-Queen-Mom Sabine Büttner. „Beim Tanz, ob Tango oder Marsch, wackel ich immer noch gern mit meinem alten … Drum is des Motto von uns Dolle: Wann’s nimmer geht, dann tun mer’s rolle!“
Beifallstürme ernteten die Tänzerinnen des 1. Karnevalistischen Tanzvereins (KTV). In unkonventionellen Tanzkleidern startete die Schotengarde ihren Showtanz: Knatschgelber Ostfriesennerz und schwarze Regenschirme zeigten: „It’s raining men“. Rasch entledigten sich die Ladys der unpraktischen Klamotten, legten einen kessen Rock ’n’ Roll aufs Parkett.
Zum Finale jagten die Mädchen mit Verstärkung zu den „unglaublichen Neun“ den Zuschauern einen ganz gruseligen Schauer über den Rücken, als sie beim „Tanz der Finsternis“ als düstere Gestalten aus allen Ecken des Saales krochen. Schoten-Vorsitzender Eric Geisler hatte sich in einen Vampir verwandelt, der sich Gardetrainerin Verena Möller auf die Bühne holte für einen herrlichen Tanz mit ihr. Die Zugabe-Rufe des begeisterten Publikums waren eine hochverdiente Belohnung für einen unterhaltsamen Abend.