Bad Vilbel. Exakt um 18.41 Uhr stand am Sonntagabend das vorläufige Endergebnis der Bürgermeisterwahl fest. Amtsinhaber Dr. Thomas Stöhr (CDU) setzt sich mit 57,8 Prozent der Stimmen gegen seine Mitbewerber durch.
„Ich war auf eine Stichwahl vorbereitet“, sprudelt es voller Erleichterung aus dem 43-jährigen Juristen, der nun für weitere sechs Jahre an der Verwaltungsspitze der Stadt Bad Vilbel steht. Von einem „Durchmarsch im ersten Wahlgang“ habe er zwar geträumt, aber nicht damit gerechnet – „bei vier Gegenkandidaten keine Selbstverständlichkeit“.
Ausschlaggebend für seinen Sieg sei aber auch gewesen, so Stöhr, dass er den Menschen immer klar gesagt habe, dass er nicht beliebig sei und seine Wahlversprechen eingehalten habe – „und dass ich den Bürgern auch für die nächsten sechs Jahre eine Perspektive aufgezeigt habe.“ Ganz oben auf seiner Agenda stünden die Innenstadtgestaltung und der Familienbereich. Aber auch er ziehe Lehren aus dem Wahlkampf: „Niemand ist perfekt und vielleicht müssen wir das ein oder andere in Zukunft ändern und besser kommunizieren.“
Die Enttäuschung stand Helmut Betschel-Pflügel schon ansatzweise im Gesicht, als um 18.16 Uhr mit dem Wahlbezirk 14 (Georg-Muth-Haus Heilsberg) das erste Zwischenergebnis einschlug: 26 Prozent für ihn, aber 52,3 Prozent für Stöhr. Der von SPD und Grünen unterstützte Schuldezernent des Wetteraukreises hatte insgeheim mindestens auf eine Stichwahl gehofft. „Leider ist es mir nicht gelungen, eine Wechselstimmung zu mobilisieren“, bedauerte der 53-Jährige. Dennoch blickt Betschel-Pflügel optimistisch in die Zukunft: „Bei der Kommunalwahl 2011 wollen wir die absolute Mehrheit der CDU knacken!“„Wohl zu wenig Inhalte, Themen und zu wenig auf die Person zugespitzt“ – darin vermutete Rainer Fich den Grund für Betschel-Pflügels Abschneiden. Der Fraktionsvorsitzende der SPD im Bad Vilbeler Stadtparlament wollte sich aber nicht den Schuh anziehen, dass es ein Fehler war, keinen eigenen Kandidaten ins Rennen geschickt zu haben.
Trotz seines Realitätssinns enttäuscht waren auch Helge Welker, der immer noch auf eine Überraschung gehofft hatte, und Manfred Manthey. Doch der Freie Wähler zeigte sich kämpferisch: „Wir waren vor einem Dreivierteljahr erst bei Null gestartet und liegen jetzt immerhin bei fünf Prozent!“ Entsprechend will er mit Parteifreunden bei der Kommunalwahl antreten – „als Zusammenschluss unzufriedener Bürger“.
„Ganz zufrieden bei unserem derzeitigen Bundestrend“ präsentierte sich FDP-Bewerberin Gesine Wambach. Stöhr sei „Fachlich gut geeignet“, so Wambach. Ihr und der FDP sei es darum gegangen, ein Zeichen zu setzen: „Wir sind in Bad Vilbel kein Anhängsel der CDU!“
Auf die Zusammenarbeit mit seinem Parteifreund Thomas Stöhr freut sich indes Guido Rahn, der ab Anfang April Bürgermeister in Bad Vilbels Nachbarstadt Karben ist: „Nun wird es leichter, gemeinsame Ideen von Vilbel bis Wöllstadt anzupacken.“ Konkret mit Bad Vilbel kann sich Rahn eine Zusammenarbeit der Bauhöfe vorstellen mit dem Ziel der gemeinsamen Kostenersparnis, aber auch eine gemeinsame Finanzverwaltung sei „abzuklopfen“ – ebenso wie eine gemeinsame Stoßrichtung nach Wiesbaden und Berlin beim Straßenbau.
Stöhr gewann in 27 der 29 Wahlbezirke mit über 50 Prozent Vorsprung – nur in den Bezirken 19 (City-Hotel) und 27 (Kultur- und Sportforum) holte er „nur“ rund 46 Prozent. Sein bestes Ergebnis holte der Christdemokrat mit 70,6 Prozent im Wahlbezirk 16 (Altenheim Heilsberg). Insgesamt punktete der Amtsinhaber mit über 61 Prozent Stimmenanteil in Gronau und Massenheim. Betschel-Pflügel räumte mit 32,5 und 30,9 Prozent am besten im Bezirk 27 (Kultur- und Sportforum) und 19 (City-Hotel Heilsberg) ab – am schlechtesten mit 15,5 Prozent im Bezirk 16 (Altenzentrum Heilsberg).
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