Bad Vilbel. Knapp eine Woche vor dem Urnengang haben die Grünen jetzt öffentlich erklärt, warum sie den grünen Kreis-Schuldezernenten Helmut Betschel-Pflügel auf den Rathaus-Chefsessel bringen möchten. Mit eingeladen waren drei Parteifreunde, die zeigen sollten, wie es geht: die Bürgermeister von Niederdorfelden, Matthias Zach, und Friedrichsdorf, Horst Burghardt, sowie der Bad Homburger Oberbürgermeister Michael Korwisi. Aus dem Wiesbadener Landtag eilte auch der grüne Fraktionsvorsitzende Tarek Al-Wazir herbei zum Zentralparkplatz. Dort fand sich an der Nidda vor dem Standort der geplanten Mediathekbrücke ein symbolisches Bildmotiv.
Den Brückenbau möchte Betschel-Pflügel auf jeden Fall kippen, was kein Problem sei, weil der Vertrag mit der Humanistischen Stiftung noch gar nicht von der Stadt unterschrieben worden sei. Für die Neue Mitte seien Neuplanungen und ein Architektenwettbewerb erforderlich, denn als sein erstes Ziel formulierte der Betschel-Pflügel, „die Menschen wieder in die politischen Prozesse einzubeziehen, um gemeinsam die Entwicklung der Stadt zu planen.“ Ein zweites Ziel sei der Ausbau der Kinderbetreuung. Weitere wichtige Anliegen seien unter anderem die Einführung eines Sonntagsbusses, mehr Angebote für Jugendliche, aber auch die Gewerbeansiedlung.
„Es ist an der Zeit, die 32 Jahre dauernde CDU-Herrschaft zu beenden“ – mit diesem Satz beginnen die beiden Bad Vilbeler Grünen-Vorstände Clifford Mattern und Manfred Kissing ihre Wahl-Empfehlung für Betschel-Pflügel.
Bad Vilbel stehe „eine Grundsanierung ins Haus“, meinen die Grünen, nicht nur bei der energetischen Sanierung öffentlicher Gebäude, sondern auch im politischen Stil und bei der Ansiedlung von Unternehmen. Handlungsbedarf sehen sie auch bei der Kinder- und Altenbetreuung. Neben mehr Kita- und Hortplätzen müsse für Senioren ein neues Altenheim gebaut, sowie ein Seniorenbeirat gegründet werden. Im Quellenpark fordern die Grünen, dass mittelständische Unternehmen statt Großinvestoren angesprochen werden.
Der grüne Stadtverordnete Ulrich Rabl ergänzte, das Bad Vilbeler Haushaltssicherungskonzept sehe für 2011 Gebührenerhöhungen vor. Betschel-Pflügel ergänzte, der Regierungspräsident habe gefordert, die Kreisumlage zu erhöhen: „Der Druck wird nach unten weitergegeben. Von der CDU-FDP-Landesregierung gebe es nur Ankündigungen, etwa bei der Förderung von Schulsozialarbeit oder dem Konnexitäts-Prinzip, nachdem das Land nur Leistungen von den Kommunen fordere, die es finanziell absichere: „Aber da kommt nix rüber“, klagt Betschel-Pflügel.
Er bekannte: „Ich bleibe Grüner“. Allerdings müsse er als unabhängiger Kandidat über die Klientel von SPD und Grünen hinaus „weiter in die Mitte reingehen – sonst kann ich nicht Bürgermeister werden.“ (dd)