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Roggauer protestieren – Stadtteil plant Unterschriftensammlung und notfalls Kündigung der Konten

Karben. Die guten Nachrichten geraten in Burg-Gräfenrode derzeit etwas kurz: Dass 300 000 Euro aus dem Stadtsäckel in Karbens kleinsten Stadtteil fließen, die Sporthalle saniert wird und die Roggauer bald ihre lang ersehnte Fußgängerampel am Friedhof und ein Kleinsportfeld erhalten – all das wird zur Nebensache. Selbst wenn sich der künftige Bürgermeister Guido Rahn (CDU) am Freitagabend vor 30 Parteifreunden und Besuchern in der Gaststätte Petri bemüht, die Erfolge zu unterstreichen.

All die positiven Nachrichten halten die Roggauer nicht davon ab, zum „eigentlichen Thema des Abends“ wütend zur Hochform aufzulaufen: Dass sie bereits zum Monatsende ihre Ein-Mann-Filiale in Burg-Gräfenrode schließen wolle, hatte die Sparkasse Oberhessen vergangene Woche angekündigt.

„Ich bin so zornig, dermaßen vor vollendete Tatsachen gestellt zu werden“, wettert Ortsvorsteher Karlfred Heidelbach (CDU) und die Teilnehmer der kurzfristig anberaumten Parteizusammenkunft in der Gaststätte Petri stimmen in die Schimpftirade ein. Viele Roggauer erhielten er kürzlich ein Rundschreiben. Darin wird angeboten, dass „die im täglichen Leben auf Hilfe anderer Angewiesenen“ Hausbesuche ihres Filialleiters telefonisch erbitten können. Dieser werde im „KompetenzCentrum Karben“ erreichbar sein, der neuen Hauptstelle an der Homburger Straße in Klein-Karben.

„Was tun?“, fragt Heidelbach. Vergangene Woche steckte er seine Wut in zahlreiche Anrufe und Bemühungen um Gespräche. Selbst bei zwei anderen Banken rief er an und fragte, ob sie nicht nach Burg-Gräfenrode kommen wollten. Nein, wollen sie nicht.

So wechselt die Stimmung zwischen Wut und Resignation. „Mit dieser Entscheidung werden wir wohl leben müssen“, seufzt Bald-Bürgermeister Rahn. Dennoch wollen die Roggauer alles versuchen: Ortsvorsteher Heidelbach hat einen Plan vor: Den Vorsitzenden des Verwaltungsrats der Sparkasse, Landrat Joachim Arnold (SPD), oder den Vorstandvorsitzenden Günter Sedlak wolle er zu einer Stellungnahme am kommenden Donnerstag vor allen Bewohnern des Ortsteils einladen.

Eine Unterschriftensammlung gegen den Beschluss des Unternehmens solle folgen, schlägt Heidelbach vor. „Wenn das alles nichts bringt, sollen alle 600 Roggauer Sparkassenkonten gekündigt werden.“ Und zwar direkt am ersten Werktag nach Schließung der Filiale. Zustimmendes Nicken kommt von allen Seiten in der Runde. Für Heidelbach ist klar: „Wir erklären der Sparkasse den Krieg.“ (ssp)