Okarben. Der Saalbau von Okarben war bis auf den letzten Platz gefüllt, und die Kapelle spielte Schunkellieder, zu denen das närrische Volk kräftig mitsang und schunkelte. Als Chefin des Protokolls verstand es Doris Merte wieder einmal, das örtliche Geschehen unter die Lupe zu nehmen. Zu der bevorstehenden Stadtgründung machte die Karnevalistin folgende Verse:
Kloppenheim und Rendel
Groß- und Klein- und O-
Karben ist der Bendel,
da hängt jetzt alles droo.
Wer hätte das gedacht,
alles wird dann fein.
Kaaner kann mehr sage,
daß wir die Bauern sein.
O wie prima, o wie prima…
Wer hätt vor 4-5 Jahren
nur fern daran gedacht,
daß aus unserm Karben,
ein Städtchen werd gemacht.
Wir bauen ein Theater
und auch noch ein Kino,
und für die viele Ochse,
da gibts auch noch ein Zoo.
O wie prima, o wie prima…
„O wie prima, o wie prima“, singt Ursula Schirmer (77) den Refrain, „daran kann ich mich noch gut erinnern“, sagt sie, als sie die Ausgabe der Karbener Zeitung vom 6. Februar 1970 in Händen hält. Aus dem ganzseitigen Bericht mit vielen Fotos von der Sitzung der SKG Okarben stammt obiger Auszug.
„Ja, die Doris, ein Urgestein im Okärber Karneval. Sie verstarb leider schon“, sagt Schirmer.
Der Protokoller ist eine feste Figur im Okärber Karneval. „Das habe ich auch lange Jahre gemacht“, so Schirmer. Die Protokoller ziehen Jahresbilanz. Natürlich gibt es immer ein paar deftige Seitenhiebe auf das lokale Geschehen. So hatte Doris Merte in der Kampagne 1970 die Gründung der Stadt Karben karnevalistisch kommentiert.
Ja, die Stadtgründung: „Okarben ist ohne Schulden in die Stadt gegangen“, bemerkt Schirmer, „unser Bürgermeister, der Carl Müller, der hat für das Bürgerhaus gespart.“ Das Bürgerhaus wird für die Vereine zum wichtigen Verantaltungsort.
Zuvor war das der Gasthof „Zur Sonne“. „Der hatte einen Saal mit Bühne“, so Schirmer, „da war jeden Samstag Maskenball“. Jeder Verein lud in der Karnevalszeit zu einem Fest ein. Damals sei Karneval noch ganz anders gewesen. Doch die SKG hatte schon immer viele Talente und stellte für anfangs nur eine Sitzung ein Programm auf die Beine. „Geprobt wurde vorher nicht“, erinnert sich Ursula Schirmer. Jeder hatte seine Rede vorbereitet und kletterte dann einfach in die Bütt. „Es gab auch einige, die hielten ihre Rede aus dem Stegreif, Karl Seibl und der Willi Mehnert“, sagt Schirmer. Sie selbst könne sich noch an ihren ersten Afutritt 1964 gut erinnern. Da habe sie zusammen mit Hannes Merte, „der Doris ihren Mann“, als Duo in der Bütt gestanden. „Hochschwanger, meine Tochter kam ein paar Tage danach zur Welt“.
Die Schunkel-Musik steuerte immer eine Kapelle bei, „das waren noch mehrere Mann, die haben hinterher noch lange zum Tanz aufgespielt.“ (cwi)