Bad Vilbel. Auf Einladung der FDP-Bürgermeisterkandidatin Gesine Wambach besuchte die Bundesdrogenbeauftragte Mechthild Dyckmans die Suchtberatungsstelle. Neu im Amt, wolle sie sich an Ort und Stelle informieren, sagte Dyckmans. Sie setzte auf die Erfahrung der Praktiker.
„Ist Rauchen nicht mehr das ganz große Problem, ist das uncool – oder sieht man falsch auf die Zahlen?“, wollte sie von der versammelten Expertenrunde wissen. Gerhard Rauschenberg, der Schulprävention macht, erklärte, es gebe einen leichten Rückgang. Das Leben sei für Jugendliche teuer, da kauften sie sich manchmal statt Zigaretten lieber eine Handy-Karte.
Im Mittelpunkt des Gesprächs stand die Online-Sucht, in der Jugendliche immer mehr in die virtuellen Welten von Internet-Rollenspielen und Chatrooms abtauchten. Deren Gefahren würden Eltern oft nicht rechtzeitig erkennen, und sie könnten sie nur schwer einschätzen, meinte Dyckmans. Wie früher bei Cannabis seien es dann zu 90 Prozent besorgte Mütter, die in die Beratung kämen, berichtete Hans Böhl, Vize des Trägervereins Jugendberatung und Jugendhilfe. „Die Jugendlichen müssen lernen, mit dem PC umzugehen“, so Böhl.
Beim Alkohol werde man bei Jugendlichen keinen Erfolg mit reiner Abstinenz haben, betonte Dyckmans. Allerdings sei „das Maßhalten schwieriger als es ganz sein zu lassen“, räumte sie ein. Beim Umgang, etwa mit dem Alkohol, sei auch das Vorbild der Eltern entscheidend.
Vor allem Vereine seien wichtig, damit Jugendliche erst gar nicht in Suchtgefahren gerieten, betonte Dyckmans: „Die jungen Sportler, Musiker im Spielmannszug oder Tanzmariechen, die sind nicht so gefährdet. Die holen sich ihre Anerkennung woanders.“
Von ihrem Besuch war die Bundesdrogenbeauftragte beeindruckt. Dass in Bad Vilbel nicht nur alle Hilfen aus einer Hand angeboten würden, sondern auch die Schulen beteiligt seien und den Jugendlichen zusätzlich Bildungsperspektiven angeboten würden, sei vorbildlich, sagte sie.