Karben. Griffig ist ihr Slogan „Kurze Beine, kurze Wege“. CDU, FWG und FDP wollen die Kleinkindbetreuung in jedem Stadtteil ausbauen. Für die Peripherie sind sie sich einig mit Sozialdezernent und Stadtrat Jochen Schmitt (SPD), nicht aber für die zentralen Stadtteile. Schmitts Konzept sieht einen Neubau in der Luisenthaler Straße mit 50 Betreuungsplätzen für unter Dreijährige vor.
Doch die Koalitionäre werden um den Neubau im Stadtzentrum nicht herumkommen. Vom „Haus der Betreuung“, das Kindergarten und Senioren-Tagespflege zusammenfassen sollte, ist aber nicht mehr viel übrig. „Das Gelände ist zu klein“, berichtet der künftige Bürgermeister Guido Rahn (CDU) von einer Besichtigung mit dem Arbeiter-Samariter-Bund (ASB). Dieser wolle die Einrichtung bauen und betreiben – aber nur noch als Kindergarten mit je 20 Plätzen für U 3 und ältere Kinder. Das entlaste die Kindergärten in Kloppenheim und Groß-Karben, hofft Rahn.
Was bitter nötig ist: Höchstens um je 20 Plätze lasse sich die Kita Zauberberg in Groß- und die im Lindenweg in Klein-Karben ausbauen. In Groß-Karben will Rahn das mit einem Anbau ermöglichen, in Klein-Karben hofft er auf Entlastung, wenn die Selzerbachschule zur Ganztagsschule wird. „Da wollen wir Druck machen bei Land und Kreis, um schnell berücksichtigt zu werden“, kündigt er an.
„Ich sehe momentan keine Schule auf dem Weg zu einem Ganztagsangebot“, widerspricht SPD-Sozialstadtrat Jochen Schmitt. „Bis 2013 gibt es diese Entwicklung nicht.“ Auch sei die Kindertagesstätte im Lindenweg nicht für eine U3-Betreuung geeignet. Der Bedarf in der Innenstadt sei größer, als die Koalition Lösungen anbiete. Daher bleibe das Konzept „weit hinter dem des Magistrats zurück“, sagt Schmitt. „Deshalb kann ich nicht zustimmen.“
Einen Trumpf hat die SPD in der Hinterhand: Auf 1400 Stimmen sei die Liste des Bürgerbegehrens für den Ausbau der Kleinkindbetreuung inzwischen angewachsen, berichtet Thomas Görlich, Mitinitiator und SPD-Fraktionschef. Rund 1600 sind nötig, damit die Bürger dem Parlament strikte Vorgaben machen können. Wie es damit weitergehe, hänge von den Entscheidungen am Freitagabend ab, sagt Görlich. „Da ist noch nicht alles in trockenen Tüchern“, verweist er auf „gewaltiges Zurückrudern“ der Koalition. Rahn habe vor der Wahl an die 200 Plätze versprochen, nun nur noch 130. „Ich bin gespannt, was wirklich kommt.“
In Klein-Karben habe das Konzept seinen „Schwachpunkt“, gibt der designierte Bürgermeister Rahn zu. Jedoch könnten in Klein- und Groß-Karben 60 Plätze geschaffen werden. Wichtiger sei, nicht auf Neubauten zu warten.
Jedes Jahr solle das Konzept fortgeschrieben und dem Bedarf angepasst werden. So soll schon 2010 eine U 3-Betreuung in Okarben starten. Dort will die evangelische Kirche die Stadt-Kita Im Niederfeld übernehmen und mit ihrem eigenen Kindergarten verschmelzen. „Wir möchten so schnell wie möglich mit U 3-Betreuung starten“, sagt Pfarrer Eckart Dautenheimer.
Zeitnah hofft Guido Rahn auch auf zusätzliche U3-Plätze bei der Spielgruppe in Petterweil. Das werde möglich, wenn die Stadt dort im kommenden Jahr doch eine vierte Kindergartengruppe eröffne, erklärt er. Denn damit würden bisher von älteren Kindern belegte Plätze frei werden. (den)