Karben. Wenn Guido Rahn durch die Gassen von Burg-Gräfenrode geht, blickt ihn sein eigenes Konterfei an allen Ecken an. Selbst schräg gegenüber des väterlichen Hofs, der im Ortskern direkt neben der Dorfkirche liegt, hängt sein Wahlplakat. Erkennen würden die Roggauer den CDU-Bürgermeisterkandidaten Guido Rahn (46) auch ohne diese Plakate, denn Rahn ist in Burg-Gräfenrode aufgewachsen. In dem 1971 nach Karben eingemeindeten Dorf ging er zur Schule, half in der elterlichen Landwirtschaft, spielte Fußball und wurde Mitglied bei der Feuerwehr, den Schützen und so manch anderem Verein.
In der Weißenburgstraße wohnen Vater Friedrich (82) und Bruder Erhard (48), die den 45 Hektar großen landwirtschaftlichen Familienbetrieb bewirtschaften. „Wir sehen uns öfters in der Woche, schließlich gibt es immer etwas zu besprechen, wie etwa Futterlieferungen oder die Ernte“, sagt Rahn.
Der Diplom-Volkswirt ist im Hauptberuf Unternehmensberater und Geschäftsführer eines kommunalen Eigenbetriebes in Büdingen, aber auch am landwirtschaftlichen Betrieb seiner Familie ist er beteiligt. Die Rahns sind seit Generationen in Burg-Gräfenrode verwurzelt, Eltern und Großeltern sind hier geboren. Rahn hat diese Wurzeln nie gekappt, ganz im Gegenteil. „Ich könnte es mir überhaupt nicht vorstellen, in einer Großstadt zu leben“, sagt er.
Rahn hat seinen Single-Haushalt auf den Reiterhof verlegt, als die Familie vor neun Jahren am westlichen Rand von Burg-Gräfenrode in den Pferdesport investierte. „Es ist ganz gut, wenn einer aus der Familie hier wohnt, und ich kümmere mich um alles hier“, sagt Rahn. Er grüßt die Reiter, die ihre Pferde zum Reitplatz führen, beantwortet Fragen zu Boxen, Futter und Preisen. Er schaut gerne über die Weiden und spricht von dem abendlichen Sonnenuntergang, den er nicht missen möchte. Vorausgesetzt natürlich, dass er rechtzeitig zu Hause ist, was im Moment etwas seltener der Fall ist.
Der Wahlkampf verlangt seinen Tribut von dem Vorsitzenden der Karbener CDU, Stadtverordneten und Bürgermeisterkandidaten, und Rahn ist auch beruflich viel unterwegs. „Vor 22 bis 23 Uhr komme ich oft nicht nach Hause, dann ist alles dunkel, und ich mache nur noch meinen Rundgang um die Stallungen“, sagt Rahn nüchtern.
Der Reiterhof mit 50 Pensionspferden, Reithalle und Paddocks ist für ihn ein nebenberufliches Wirkungsfeld, das sich einerseits rechnen muss, andererseits aber auch ein Hobby ersetzt. Nur auf das eigene Reiten verzichtet er, seit er als Vierzehnjähriger nur mit viel Glück einen schweren Reitunfall unverletzt überstand. Er hält lieber Distanz zu den Pferden.
Was natürlich nicht heißt, dass er die freundliche Bitte von Pferdepflegerin Sarah Möller ausschlägt, kurz ein Mal das Halfter von „Mädy“ zu halten, einer gesetzten braunen Hannoveraner Stute.
„Ich habe schon früh gewusst, dass mich das Wirtschaftliche interessiert“, sagt Rahn, dessen Lieblingsfächer in der Schule Mathematik und Naturwissenschaften waren. Dass ihm als Spross einer Bauersfamilie der Weg zum Abitur offenstand und er im Anschluss studieren konnte, weiß er zu schätzen. „Ich bin der einzige aus meinem Jahrgang hier, der das machte“, erklärt Rahn. Der 46-Jährige besuchte einst die Augustinerschule in Friedberg und studierte an der Johann-Wolfgang-Goethe-Universität in Frankfurt Volkswirtschaft.
Dem Landwirtschaftlichen und seiner Heimat blieb er verbunden, und auch politisch haben ihn Wirkungsfelder über die Region hinaus nie gereizt. Guido Rahn sieht sich in Karben am richtigen Platz: „Ich bin eben ein bodenständiger Typ. Vor Ort kann ich am meisten erreichen, hier kenne ich die Menschen und die Verhältnisse.“ (ado)