Bad Vilbel. Orientalisch anmutende Rhythmen aus den Lautsprechern und kleine Menschengruppen, die sich in für Deutsche fremd klingenden Worten unterhielten, stimmten am Sonntagabend beim Open-Air-Kino im Freibad bereits vor Filmbeginn auf die Komödie „Salami Aleikum“ ein.
Als außerordentlich gelungene Multikulti-Komödie ist der Film auf den Kulturseiten der Zeitungen angekündigt worden. Nur drei Tage nach dem Start in den deutschen Kinos lockte er fast 750 Zuschauer ins Bad Vilbeler Freibad zum Open-Air-Kino. Beim Warten vor den Getränketheken und Imbiss-Ständen fiel Stammbesuchern bereits auf, dass auffällig häufig kleine Gruppen zusammenstanden und sich in einer fremden Sprache unterhielten, die bald als persisch identifiziert wurde.
Nicht verwunderlich, wenn man etwas mehr über den Film Bescheid wusste: Regie führte der aus dem Iran stammende Ali Samadi Ahadi, der die skurrile Geschichte des schmalbrüstigen Kölner Deutsch-Iraners Mohsen erzählt: Obwohl er sehr tierliebend ist, soll er die Schlachterei seines Vaters übernehmen; im fernen Sachsen verliebt er sich zudem in die groß gewachsene Vegetarierin und ehemalige Kugelstoßerin Ana. Bissig werden viele Vorurteile – sowohl über Wessis, Ossis und Migranten – aufgegriffen und ironisiert. So seufzt beispielsweise Anas Mutter als sie von der Beziehung hört „Wengistens ist er kein Wessi“.
Bevor der Projektor anlief, hatte passend zu dem Thema „Migration“ Walter Lochmann vom Sportkreis Wetterau ein Schild und Trikots mit der Aufschrift „Kein Platz für Rassismus“ an Dennis DiRienzo vom Kino Alte Mühle überreicht. Wie auf den Sportplätzen so solle mit der Kampagne auch im Freibad und im Kino für das friedliche Miteinander der Menschen geworben werden.
Dennis DiRienzo hatte für diese Kino-Nacht zudem ein weiteres Highlight für die Zuschauer in Petto: Regisseur Ahadi und seine Hauptdarsteller Navid Akhaven und Anna Böger waren zum Abschluss einer PR-Tour nach Bad Vilbel gekommen. Leider erst als der Film schon lief, so dass eine Frage- und Autogrammrunde erst nach dem märchenhaften Happy-End erfolgen konnte. Die war für gut ein Drittel der Zuschauer jedoch so interessant, dass sie bis nach Mitternacht noch im Freibad blieben.
Warum Regisseur Ahadi, der zuvor nur Dokumentarfilme – unter anderem zu dem dramatischen Thema Kindersoldaten – gedreht hat, bei seinem Spielfilmdebüt ausgerechnet eine Komödie realisiert hat, wollte Dennis DiRienzo wissen. Und warum er ausgerechnet Ostdeutschland und Exil-Iraner gegenübergestellt habe, fragte ergänzend eine Zuschauerin. Er habe festgestellt, dass sich nach der Wende viele Ostdeutsche in den für sie neuen Verhältnissen der Bundesrepublik heimatlos fühlen, antwortete der Regisseur. Das Gleiche sei auch bei den Migranten der Fall, wie er aus eigener Erfahrung wisse. Weil „Lachen“ befreiend wirke und damit Verständnis für die unterschiedlichen Meinungen, Lebensverhältnisse und auch gegenseitigen Vorurteile erzeugen, habe er das Genre der Komödie gewählt.
Mit der unerwarteten Frage eines noch sehr jungen Zuschauers, ob sie denn die Eisenkugeln wirklich so weit werfen könne, wie sie dies als ehemalige Kugelstoßerin getan habe, wurde Schauspielerin Anna Böger konfrontiert. Lachend und diplomatisch formulierend antwortete sie: „Ich bin besser geworden“. „Und ich bin im Stricken besser geworden“, ergänzte Kollege Navid Akhavan zugleich, der im Film als Mohsen sich oft durch Stricken von den Anfeindungen dieser Welt erholt.
Akhavan ließ es sich auch nicht nehmen, einen ganz besonderen Gast im Publikum zu begrüßen und auf die Bühne zu bitten. Extra aus Los Angeles war der iranische Sänger Ebi (Ebrahim Hamedi) nach Bad Vilbel gekommen. „Für uns Iraner ist Ebi das, was in den USA und Europa Frank Sinatra oder Michael Jackson sind“, informierte er das nichtpersische Publikum. Akhavan ist nicht nur Schauspieler, sondern auch Sänger, und es waren Lieder von seiner CD, mit der die Filmfans beim Einlass ins Freibad begrüßt worden waren.
Weitere Filme im Open-Air-Kino Bad Viblel: Mittwoch, 29. Juli: Slumdog Millionär; Donnerstag, 30. Juli: Willkommen bei den Sch’tis; Freitag, 31. Juli: Ice Age 3 – Die Dinosaurier sind los; Samstag, 1. August: Star Trek; Sonntag, 2. August: Der Vorleser; Montag, 3. August: Der seltsame Fall des Benjamin Button; Dienstag, 4. August: State of Play – Stand der Dinge; Mittwoch, 5. August: Überraschungsfilm.