Karben. Der Himmel sieht nach Regen aus, aber die acht Aubrac-Rinder grasen gelassen auf einer großen Wiese im Naturschutzgebiet Ludwigsquelle. Seit sechs Wochen sind sie dort, und man sieht, wie gut ihnen Gras und Kräuter geschmeckt haben: Eine eingezäunte größere Fläche ist an manchen Stellen regelrecht kahl gefressen, an anderen Stellen ist noch genügend Aufwuchs da. „Vermutlich wachsen dort andere Gräser, die bei den Rindern nicht so beliebt sind, tippt Jürgen Becker, Vorsitzender des Naturschutzbundes (Nabu) Karben.
Seit vergangenem Jahr lässt der Klein-Karbener Landwirt Klaus Gebb einen Teil seiner Rinder in Abstimmung mit dem Forstamt Nidda, der Stadt Karben und des Nabus im Naturschutzgebiet weiden. Durch die Beweidung sollen die Wiesen wieder für Kiebitze, Bekassinen, Schafstelzen und andere Wiesenvögel interessant werden. Und tatsächlich sind im Frühjahr etliche Wiesenvögel aufgetaucht, und „ein Kiebitzpärchen hat sogar wieder gebrütet – was seit wohl 15 Jahren nicht mehr der Fall war“, freut sich Becker. Nach und nach werde sich die Wiesenstruktur weiter verändern, so dass sich dann im Laufe der Zeit noch mehr Wiesenvögel als Brutvögel einfinden werden, sagt Becker.
Landwirt Klaus Gebb betreibt seit zehn Jahren eine Rinderzucht. Vorher hatte er 20 Jahre lang Milchvieh in seinen Ställen. Die Tradition der Viehhaltung hatte sein Großvater vor vielen Jahren begründet. Allerdings war die Milchviehhaltung so aufwändig, dass sich Klaus Gebb schließlich zu einem Wechsel zur Rindfleischerzeugung entschloss. Inzwischen hat er über 60 Rinder, von denen acht nun nach draußen auf die Wiesen im Naturschutzgebiet dürfen.
Fast täglich muss Gebb dort nach seinen Tieren sehen, um zu kontrollieren, dass alles in Ordnung ist. Insbesondere muss der Elektrozaun beobachtet werden, dass nicht die Spannung durch nachwachsendes oder auf die Leitungen fallendes Gras nachlässt. Außerdem sollen die Tiere an den Landwirt gewöhnt bleiben. Das ist notwendig für den Abtrieb im Spätherbst.
Wirtschaftlich sei die Rinderzucht nicht leicht. Die Preise für das Kilogramm Fleisch schwankten, so dass eine vernünftige Kalkulation selten möglich sei, berichtet Becker. Zum Glück könne der Landwirt einen Teil seiner Tiere an einen nahe arbeitenden Schlachter verkaufen, so dass den Käufern Schlachter und Viehhalter bekannt seien und sie wüssten, das Fleisch stammt aus der Region.