Bad Vilbel. Woolworth schließt in Bad Vilbel nicht die Pforten. Die Filiale bleibt erhalten und erscheint mit einem neuen Outfit. Über den Mietvertrag wird noch verhandelt. „Bad Vilbel zählt nicht zu den sogenannten Mini-Läden des Kaufhauskonzerns Woolworth, für die eine Fortführung nicht vorgesehen ist“. Das teilt Pietro Nuvoloni von „dictum law communications“ im Auftrag von Insolvenzverwalter Ottmar Hermann mit. Bad Vilbel beschäftige 28 Personen und verfüge über eine entsprechend große Verkaufsfläche. Eine Frage ist allerdings noch offen. Wie die PR-Agentur auf Anfrage mitteilte, ist Voraussetzung für die Weiterführung der Filiale in der Frankfurter Straße eine Einigung mit dem Vermieter. Entsprechende Verhandlungen fänden für alle sogenannten Fortführungsfilialen statt. Darüber hinaus werde es in den nächsten Wochen und Monaten auch Investitionen in den „Fortführungsfilialen“ geben, „um sie optisch und vom Konzept her für Verbraucher noch attraktiver zu machen“.
Insgesamt hat der 59-jährige Frankfurter Insolvenzverwalter Hermann den zahlungsunfähigen Konzern restrukturiert und nach eigenen Angaben die Weichen für einen Neustart gestellt: Es seien Personalkosten gesenkt, das Sortiment „neu aufgestellt und von umsatz- und margenschwachen Artikeln bereinigt“ worden. Insgesamt würden neue Mietkonditionen ausgehandelt, von denen sich der In-solvenzverwalter weitere Kosteneinsparungen verspricht. „Damit wird Woolworth auch für potenzielle Investoren attraktiver“.
Das Kaufhaus Woolworth gehört zum traditionsreichen eisernen Bestand der Einzelhandelslandschaft in der Innenstadt. Einst hat auf dem Grundstück das Hotel „Zur Stadt Kassel“ gestanden. Es wurde Anfang der 70er Jahre abgerissen. Die Gewerbezulassung für das Woolworth-Kaufhaus datiert vom Oktober 1973. Genehmigt wurde vom städtischen Gewerbeamt ein Einzelhandel von Bedarfsartikeln, ein Fotoautomat sowie kurioserweise der Speiseeisverkauf und der Verkauf pyrotechnischer Artikel.
Im Laufe der Jahrzehnte hatte die Fassadengestaltung Anstoß erregt. Die massige Leuchtreklame wurde sogar im Rahmen der städtischen Gestaltungssatzung vom Stadtparlament kontrovers diskutiert. Heute hat man sich an diesen Anblick längst gewöhnt, hat doch der Schriftzug mit den massiven Lettern ein deutlicher Erkennungswert. Die Rückseite des Gebäudekomplexes an der Kasseler Straße bot zwar zur Freude der Autofahrer immer wieder freie Parkplätze für den Schnelleinkauf im südlichen Teil der Einkaufsmeile, doch war die nackte Mauer ein Schandfleck, bis diese Fassade in das Konzept „Graffiti als Kunst“ übernommen wurde unter der Rubrik „Wände mit Auftragsarbeiten“.