Karben. Die Wirtschaftskrise hat nun doch massivere Folgen bei König+Neurath: Der Karbener Büromöbelhersteller will sein Werk im Saarwellingen im Saarland schließen und zudem in Karben 45 Arbeitsplätze streichen. „Keiner kann sagen, wie lange das anhält.“ Optimismus ist das nicht, was Firmensprecher Roland Troll in Zeiten der Wirtschaftskrise verbreitet. Seit Monaten gilt für die Beschäftigten bei König+Neurath Kurzarbeit. Nun kommt es noch schlimmer: Das Werk in Saarwellingen will der Büromöbelhersteller schließen, die 67 Mitarbeiter nach Karben übernehmen. In Karben allerdings sollen dafür 45 Stellen wegfallen, in Weißensee bei Berlin weitere neun.
Am Standort Karben wird es damit künftig 914 Arbeitsplätze geben. Wer gehen muss, ist laut Firmensprecher Roland Troll bisher nicht klar. „Wir wissen noch nicht, wie viele Mitarbeiter aus Saarwellingen das Übernahme-Angebot annehmen.“ Danach richtet sich, wie viele aus der Stammbelegschaft gehen müssen.
Bis Ende November aber soll das Werk im Saarland geschlossen sein. Derzeit verhandelt König+ Neurath mit dem Gesamtbetriebsrat über einen Sozialplan für Saarwellingen. Der dortige Betriebsratsvorsitzende Arthur Pecka kündigt an, für den Erhalt des Werkes kämpfen zu wollen, weil es das produktivste des Unternehmens sei. Deshalb sei die Entscheidung aus Karben für die Mitarbeiter „völlig überraschend“ gekommen.
König+Neurath will mit der Schließung vor allem die Logistik-Kosten drücken. Im Werk an der Saar werden bisher die Metall-Büromöbel hergestellt und danach zur Auslieferung nach Karben gefahren. Die Metallproduktion soll ins neue Klein-Karbener Werk 3 in der Dieselstraße umziehen.
Neben geringeren Logistikkosten sei das Verlagern der Produktion auch nötig, um den neuen Standard einer drei- statt bisher vierwöchigen Lieferzeit einzuhalten, erklärt Roland Troll. Er geht davon aus, dass König+Neurath mit der Umstrukturierung langfristig gut aufgestellt sei. Ziel sei es, „die Produktionskapazitäten und das Know-how zu halten“.
Bis Jahresende soll die Gesamtzahl der Beschäftigten bei König+Neurath von 1148 auf 1094 sinken. Das Schrumpfen sei ohne Alternative, erklärt der Firmensprecher. Wie die gesamte Branche leide auch das Karbener Unternehmen unter einem Auftragsminus von rund 20 Prozent gegenüber dem Vorjahr.
Eine Besserung der Lage sei derzeit – anders als etwa bei der bundesdeutschen Industrieproduktion – noch nicht erkennbar. „In Krisenzeiten wird eben als erstes bei den Büromöbeln gespart“, erklärt Roland Troll. „Und dort auch als letztes wieder angefangen zu investieren.“ (den)