Bad Vilbel/Karben. Eine Serie von Raubüberfällen hielt im Februar und März die Menschen in der südlichen Wetterau in Atem. Der Haupttäter, der entweder alleine, mit einem oder zwei Komplizen vorging, war bei der Überfall-Serie gerade einmal 15 Jahre alt. Dem jungen Bad Vilbeler mit türkischem Pass und seinen Kumpanen wird am heutigen Donnerstag, 2. Juli, wegen schweren Raubes und schwerer räuberischer Erpressung vor dem Jugendgericht in Frankfurt der Prozess gemacht. Es droht eine Haftstrafe.
„Andere gehen für 2000 Euro einen Monat arbeiten, wir machen das in zwei Minuten“, soll einer der Mittäter ganz frech zur Polizei gesagt haben. Wenigstens schien der Haupttäter einsichtig: Nachdem er mit einem 18-jährigen Bad Nauheimer unmittelbar vor dem fünften geplanten Überfall auf eine Bad Vilbeler Spielothek von der Ermittlergruppe der Polizeidirektion Friedberg geschnappt worden war, wirkte er an der Aufklärung aller Taten mit. Sein Motiv: Drogenschulden.
Wo und von wem der heute 16 Jahre alte Türke, der noch keinen Schulabschluss hat, die Suchtmittel bezogen hat, dazu möchte der Bad Vilbeler Dienststellenleiter Torsten Werner wegen des schwebenden Verfahrens keine Aussage treffen. Aber so viel kann er sagen: Einen sozialen Brennpunkt wie den Ben-Gurion-Ring in Frankfurt, geschweige denn eine Drogenszene gebe es in Bad Vilbel nicht. „Wir haben auf alle Fälle ein Problem mit Jugendkriminalität“, muss Werner aber gestehen.
Der Dienststellenleiter verweist auf die besondere Bevölkerungsstruktur im Einsatzgebiet. So seien 30 Prozent der Bürger unter 22 Jahre alt. Jedoch, meint Jürgen Mank, Leiter der dezentralen Ermittlungsgruppe, gelte es auch, die hohe Dunkelziffer bei den Straftaten zu beachten. 205 Fahrräder – deutlich mehr als im vorigen Jahr – seien 2008 beispielsweise geklaut worden, aber nur 18 Tatverdächtige ins Netz der Polizei gegangen. Bei solchen unaufgeklärten Delikten wie auch kaputt getretenen Straßenlaternen sei stark davon auszugehen, dass es sich um junge Täter handele, so Mank. Womit die größte Sorge der hiesigen Polizei angesprochen ist: Sachbeschädigungen bis hin zu kleineren Bränden in den vergangenen Wochen.
Nach dem Empfinden von Mank, seit 1991 auf der Polizeidienststelle, nimmt die Zahl dieser Delikte in Bad Vilbel und Karben zu. „Bei Diebstählen und Körperverletzungen ist die Entwicklung unauffällig“, sagt Werner dazu. „Unser Problem liegt auf der Straße.“ Das Gelage von Jugendlichen in Verbindung mit Alkohol, vor allem im Bereich des Kurparks / Alte Mühle, sei intensiver geworden, meinen die Beamten. Schon wegen der personellen Kapazitäten seien daraus resultierende Straftaten schwer in den Griff zu bekommen. In punkto Brandstiftungen von Mülleimern und Containern konnte die Polizei immerhin vor kurzem Tatverdächtige aufspüren.
Ansonsten sei man mit präventiven Maßnahmen vor Ort auf einem guten Weg, findet Werner. Mit den Schulen stehe die Polizei nicht zuletzt nach den häufiger werdenden Amokläufen andernorts in regelmäßigem Austausch. Dabei gehe es auch um Suizidgefahr von Jugendlichen. (rem)