Bad Vilbel. Bahnhof Bad Vilbel, acht Uhr. Warten auf die S-Bahn Richtung Frankfurt. Langweilig ist es, wenn man nicht, wie die meisten, einem MP3-Clip lauscht. Und da passiert es: Seelenruhig stapft ein in weiße Dienstkleidung gewandeter junger Mann von der Westseite der Bahnanlage einen breiten Trampelpfad empor. Er guckt nicht rechts, nicht links, als er Gleis neun überschreitet und die Bahnsteigkante emporklettert.
„Das darf doch nicht wahr sein“, der naive Beobachter traut seinen Augen nicht. Aber es ist tatsächlich wahr. Der Trampelpfad vom Umspannwerk her erfreut sich offenkundig großer Beliebtheit. Unumstößlicher Beweis: Der Pfad, der sich die Böschung empor windet, ist einen halben Meter breit und knochentrocken.
Der Bahn scheint dieser Weg, der offenbar aus dem Bereich der Petterweiler- und Rodheimer Straße, aber auch von jungen Leuten aus dem Schulzentrum benutzt wird, nicht unbekannt zu sein. Ein rundes Verbotsschild steht hier und warnt vor der Lebensgefahr, die das Überschreiten des Gleises bedeutet. Das Schild ist ebenso verschmiert wie missachtet.
Der Journalist will die Situation ins Bild setzen und ein Foto stellen. Aber das ist gar nicht nötig. Donnerstag kurz nach 13 Uhr: Ein Junge nähert sich, läuft den Hang hinauf, trippelt gewandt über den Schotter zwischen den Gleisen, erklettert den Bahnsteig. Zwei Minuten später. Ein älterer Mann erscheint, geht die Böschung hinauf, sieht den Fotoapparat und lächelt freundlich in die Kamera, bis er in Gleis acht in die S-Bahn steigt. Die Situation schreit danach, das verbotene Überqueren der Gleise wirksam zu verhindern. Durch einen Zaun etwa. Aber die Deutsche Bahn hält nichts davon. „Wo fängt man an, wo hört man auf?“, fragt ein Bahnsprecher. Der Bahnsprecher sagte aber zu, dass sich die Bundespolizei die Lage anschauen und in die Schulen gehen werde.