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Juwel glänzt wieder – Wo einst Vilbeler Wein gekeltert wurde, sind moderne Büroräume entstanden

Bad Vilbel. Es ist nur ein leichter Rosé-Schimmer auf der frischen Fassade, doch der ist der Stadt Geld wert. Mit 500 Euro hat sie die Sanierung eines mindestens aus 1858 stammenden Fachwerkhauses in der Lohstraße 8 unterstützt. Es ist zugleich das achte Haus, dessen Neugestaltung vom 2007 gestarteten Förderprogramm profitiert.

Nur wegen des Geldes habe er sich nicht beworben, sagt Hauseigentümer André Haußmann, der 1998 zunächst die obere Etage und im vergangenen Jahr das ganze Gebäude erwarb. Erst im selben Jahr wurde es unter Denkmalschutz gestellt. Der Betreiber einer Marketing-Agentur hat eine sechsstellige Summe in die Restaurierung gesteckt. Darin ist der Keller noch nicht enthalten.

„Das Haus hat eine Historie, der wollen wir Rechnung tragen“, betont Haußmann. Die Lohstraße ist nicht nur die älteste Straße Bad Vilbels, sondern war auch bis 1980 die Hauptverbindung zwischen Frankfurt und Büdingen. Der begüterte Stadtrechner Heinrich Breiter hatte ein stattliches Gutshaus zu seiner Hofreite erbaut. Später eröffnete Jean Theodor Geh die Wirtschaft „Zum Rathskeller“, die 1918 geschlossen wurde. Dann kam die Familie Gilbert, die bis 1980 Apfelwein kelterte. Beliefert wurde auch die Sendung „Zum Blauen Bock“, die in den 70er Jahren sogar zu Gast im Gewölbekeller war.

1982 kam der große Einschnitt. Das Anwesen wurde geteilt, die Bauten im hinteren Bereich mussten einer Wohnbebauung weichen. Es sind solche Veränderungen im Stadtbild, die Bauamts-Mitarbeiter Stefan Höfer für das Farb-Programm motivieren. Die in vorgegebenen Pastelltönen neu gestrichenen Fassaden seien „eine wirkliche Bereicherung des Ortsbilds. Es gibt eine ganze Reihe Bau-Sünden, wir dürfen das Gute nicht vernachlässigen.“ Im Falle Lohstraße 8 hat der Hauch Rosa genügt, der sich anlehnt an die frühere Farbgebung des Gebäudes mit lachsrosa, schwedenrotem Holz und ockerfarbenem Sandstein. Zuletzt hatte die Fassade einen beigen Farbton.

„Der Gedanke war, dass sich die Farben der verschiedenen Fassaden harmonisch ergänzen und so ein ansprechendes Straßenbild geschaffen wird“, erklärt Bauamtsleiter Erik Schächer. „Es war nicht vorgesehen, dies mit einer Gestaltungssatzung per Zwang durchzusetzen, sondern ein Angebot zu machen, das freiwillig angenommen werden kann.“

Das allerdings werde nur zögernd genutzt, sagt Höfer. Der Grund sei nicht der niedrige Geldbetrag, sondern der Gestaltungswille der Hauseigentümer zwischen Biwer-Kreisel und Altem Rathaus. Viele fragten zwar an, wollten dann selbst ihre Farbtöne bestimmen. Dennoch sei die Aktion ein Erfolg, denn auf der Frankfurter Straße zwischen Biwer-Kreisel und Altem Rathaus gebe es 120 Häuser. Wenn diese im Schnitt alle 25 bis 30 Jahre neu gestrichen würden, sei die erzielte Quote gut. Und Schmuckstücke, wie die Lohstraßen-Fassade erfreuen ihn persönlich: „Es geht einem das Herz auf, wenn man das sieht.“

Infos unter Telefon (06101) 602238.