
Bad Vilbel. Fehlende Bürgersteige, zu viel und zu schneller Autoverkehr, keine Zebrastreifen oder Piktogramme. Im Bad Vilbeler Neubaugebiet »Quellenpark« brodelt es. Zahlreiche Familien wünschen sich mehr Sicherheit. Jetzt reagiert die Stadt.
Kaum eine Stadt im Wetteraukreis ist in den vergangenen Jahren so gewachsen wie Bad Vilbel. Das größte Neubaugebiet ist zweifelsohne der Quellenpark. Zwischen Frauenhoferstraße und Paul-Ehrlich-Straße entstehen derzeit rund 360 Wohneinheiten. Zahlreiche weitere sind bereits in den vergangenen Jahren entstanden. Viele junge Familien haben dort, wo auch zwei Kindergärten und Familienzentren, das Vereinssportzentrum des größten Sportvereins in der Stadt und ab Sommer auch eine Grundschule beheimatet sind, ihr Zuhause gefunden.
Zu ihnen zählen Thomas Husseck, Mathias von Gellhorn und Angelina Burghardt. Sie alle wohnen mit ihren Familien im Quellenpark. Sie bedauern: »Die Verkehrssituation wird immer gefährlicher.« Sie machen sich Sorgen. »Hier sind viele Familien mit Kinderwagen und kleine Kinder unterwegs. Bald wird die Schule in Betrieb gehen. So kann es nicht weitergehen.«
Provisorische
Lösung gewünscht
Bei einer Führung durch das Gebiet sprechen die drei Anwohner – stellvertretend für weitere – die Problemstellen an. Eins wird direkt deutlich: die Geschwindigkeit. »Hier ist offiziell Tempo 30«, sagt Thomas Husseck. »Nur kaum einer hält sich daran.« In der Tat rasen an diesem Mittag zahlreiche Autos durch die Paul-Ehrlich-Straße. »Viele nutzen sie im Berufsverkehr, um den Stau zu umfahren.« Besonders gefährlich werde es an der Kreuzung zur Johannes-Gutenberg-Straße. Dort gelte rechts vor links. »Oft wird so schnell gefahren, dass das einfach ignoriert wird.« Und auch beim Rundgang mit den Anwohnern kommt es zu einer Vollbremsung. Von Gellhorn ergänzt: »Hinzu kommt, dass hier die Radfahrer in Richtung Bahnhof fahren. Es braucht unbedingt mehr Schilder, Piktogramme und Geschwindigkeitsmessungen.« Husseck: »Zebrastreifen würden auch helfen.«
Das Sicherheitsgefühl für Fußgänger ende spätestens im hinteren Teil der Paul-Ehrlich-Straße. Angelina Burghardt steht mit dem Kinderwagen am Rande der Straße: »Wo soll ich laufen?«, fragt sie. Einen Bürgersteig gibt es nicht. Die eine Seite ist zugeparkt, die andere Straßenseite ein Provisorium. »Wenn sich zwei Autos begegnen, weicht eins meist noch näher zu den Häusern aus.« Da helfe nur, vor den Wohnungen zu warten und weiterzulaufen, wenn kein Auto komme. »Ein sicheres Gefühl ist das nicht.« Bald würden noch mehr Kinder unterwegs sein, wenn die Schule in Betrieb gehe. »Es muss eine Lösung geben«, sagt sie.
Die wünscht sich Mathias von Gellhorn auch für den Radweg zwischen Paul-Ehrlich-Straße und Bahnlinie. »Hintenraus sind die Gärten. Dort gehen Kinder auf den Weg – und es wird ohne Rücksicht gefahren. Es kommt immer wieder zu gefährlichen Situationen.«
Jetzt reagiert die Stadt Bad Vilbel. Pressesprecher Yannick Schwander teilt mit, dass im gesamten Quellenpark Höchstgeschwindigkeit 30 Stundenkilometer gelte. »Es ist ganz normal, dass Schilder hier jeweils am Anfang und Ende des entsprechenden Gebiets stehen.« So sei es beispielsweise auch auf dem ganzen Niederberg. Verkehrszeichen und deren Regeln würden so lange gelten, bis sie durch andere Schilder aufgehoben werden. »Weitere Tempo-30-Schilder innerhalb eines Gebiets sind daher nicht zulässig.«
Piktogramme könne sich die Stadt »nach Ende des Straßenbaus« gut vorstellen« so Schwander. Ebenso Geschwindigkeitsmessungen.
Der Bürgersteig in der Paul-Ehrlich-Straße werde befestigt, wenn der Straßenausbau beendet sei. Eine provisorische Lösung könne es nicht geben. »Wenn Autofahrer oder andere Verkehrsteilnehmer rechts vor links missachten, ist das natürlich misslich, allerdings nichts, was man durch besondere Maßnahmen fördern könnte.« Und ein Zebrastreifen in einer Tempo-30-Zone sei nicht zulässig. »Diese Thematik haben wir auch in anderen Teilen der Stadt, können aber nichts ändern, da es die Straßenverkehrsordnung nicht erlaubt.«
Der Fuß- und Radweg an der Bahnlinie hingegen sei ein öffentlicher Weg. Viele Anwohner hätten sich Törchen in ihren Zäune angebracht, um quasi hinten aus dem Garten zu kommen. »Radfahrer dürfen hier fahren und es obliegt natürlich auch der Vorsicht, dass man hier nicht einfach auf einen öffentlichen Weg rennt.« Selbstredend sollten auch Radfahrer aufpassen und den Paragraf 1 der Straßenverkehrsordnung, also die gegenseitige Achtungsnahme beachten. »Diese Wegeverbindung wird sogar noch an Bedeutung gewinnen. Schließlich ist über die L3008 der Bau einer Brücke in das Wohngebiet ›Im Schleid‹ geplant.« Von Patrick Eickhoff