Veröffentlicht am

Naturverträgliche Bewirtschaftung

Die ersten Triebe kommen schon: der Bad Vilbeler Wald im Vorfrühling. Foto: Archiv
Die ersten Triebe kommen schon: der Bad Vilbeler Wald im Vorfrühling. Foto: Archiv

Bad Vilbel – Derzeit führen Waldarbeiter den jährlichen Holzeinschlag im Stadtwald durch, wird in einer Pressemitteilung aus dem Rathaus informiert. Auf den dazu vorgegebenen Rückegassen fahren sie zu den Einschlagstellen und transportieren das Holz nach dem Einschlag mit Drahtseilen und Seilwinden zu den Rückegassen, um es anschließend abzutransportieren.
Der Einschlag geschieht nur in geringem Umfang und dient auch der Verjüngung des Waldes. »Entsprechend der 2023 durchgeführten Forsteinrichtung, ein alle zehn Jahre gesetzlich vorgeschriebenes Inventur- und Planungsinstrument zur Sicherung der Nachhaltigkeit, ist der Holzeinschlag sehr gering. Nur die Hälfte des jährlichen Holzzuwachses wird genutzt. Während die Bürger von Bad Vilbel einen hohen Holzbedarf für Papier oder Möbel haben, wird im Stadtwald nur sehr wenig Holz entnommen. Der Stadtwald Bad Vilbel ist zudem nach den Regeln von PEFC zertifiziert. Dadurch hat die Stadt sich zu einer besonders naturverträglichen Bewirtschaftung verpflichtet«, erklärt hierzu Eckhard Richter, Revierförster von Hessen Forst.
Er betont, dass junge Bäume, insbesondere kleine Eichen viel Licht zum Wachsen benötigen. Daher müssten alte Bäume gefällt werden. Junge Bäume seien für den Stadtwald auch deshalb wichtig, weil sie sich mit ihrem Wurzelwachstum besser an veränderte Klimabedingungen anpassen können als alte Bäume. Da im Stadtwald Bad Vilbel der Anteil von alten Bäumen überdurchschnittlich hoch ist, sei es wichtig, entsprechenden Platz für junge Bäume zu schaffen.
Naturverjüngung durch Buche und Ahorn
»Man muss jedoch auch betonen, dass große Blößeflächen, wie man sie im Taunus sieht, hier nicht vorkommen«, führt Richter weiter aus. Auf der überwiegenden Fläche kommen kleine Bäumchen durch Naturverjüngung von alleine hoch, überwiegend sind das Buche und Bergahorn, jedoch praktisch keine Eichen, weil diese besonders viel Licht benötigen und zudem gerne von Rehen gefressen werden.
Im Zuge des Klimawandels soll der Eichenanteil im zukünftigen Wald aber möglichst hoch sein, weil die Eiche besser als die Buche mit Trockenheit zurechtkommt. Auf einigen Flächen ist zudem die Esche abgestorben, weil der Pilz des Eschentriebsterbens sie befallen hatte.
Auf zwei dieser Flächen wurden im Februar als Schutz vor dem Rehwild Zäune gebaut und die Flächen mit Eiche, Flatterulme, Spitzahorn, Elsbeere und Wildbirne bepflanzt. Die ausgewählten Baumarten bereichern nicht nur den Stadtwald, sondern sind zugleich auch klimatolerant.
In erster Linie
ein Erholungsgebiet

»Der Bad Vilbeler Stadtwald dient auch weiterhin in erster Linie der Erholung und dem Naturschutz. Die Stadt verdient mit dem Wald kein Geld, das Gegenteil ist der Fall. Es gibt einen erheblichen Zuschussbedarf. Als Eigentümerin liegt der Fokus der Stadt nicht auf Einnahmen aus dem Holzverkauf. Dies wurde auch erneut im Rahmen der zehnjährigen Planung zwischen der Stadt und Hessen Forst so vereinbart«, beschreibt Bürgermeister Sebastian Wysocki (CDU) die Situation im Stadtwald.
Der Stadtwald nimmt am bundesweiten Programm »Klimaangepasstes Waldmanagement« teil. Hierfür sind verschiedene Vorgaben zu erfüllen. So etwa das überwiegende Anpflanzen von einheimischen Bäumen und die Auswahl von Habitatbäumen. Pro Hektar Wald müssen fünf Habitatbäume, also Bäume mit Höhlen, Horsten oder Pilzen, mit einem »H« markiert werden. Sie bleiben für den Naturschutz, für Spechte, Höhlenbewohner oder Greifvögel stehen.
»Die Aufgabe des Försters ist es, alle Ansprüche der verschiedenen Interessengruppen wie beispielsweise von Spaziergängern, Naturschützern, aber auch Brennholzkäufern abzuwägen und auszugleichen. Der Schwerpunkt im Stadtwald ist hierbei nicht die Holznutzung, sondern die Erholung und der Naturschutz«, so Revierförster Eckhard Richter. red