Karben. „Ich möchte den Betrachter ins Bild hinein ziehen“, sagt Renate Neumann (67). Die Malerin aus Rendel greift dafür tief in die Trickkiste der Kunst: Mit spezieller Lasurtechnik und diversen Farbschichten verleiht sie Gemälden ungewöhnliche Tiefe. Kürzlich erst stellte sie ihre Werke in der Galerie des Berufsverbands Bildender Künstler in Frankfurt aus.
Kraftvoll die Farben und doch harmonisch, sie fließen ineinander, ergänzen sich. Man merkt: Renate Neumann spielt nicht mit den Farben, sondern setzt sie bewusst ein. Die leichten gelben Linien in der schottischen Landschaft dienen allein der Tiefenwirkung.
Überhaupt holt sich die ehemalige Lehrerin der Kurt-Schumacher-Schule ihre Eindrücke stets auf Reisen mit dem Wohnmobil. „Vor allem die Farberinnerungen bleiben hängen“ – die Ockertöne aus Provence und Arizona, die Blau- und Grüntöne Schottlands, das Rot Australiens und Afrikas. Entstanden aus den Bildern im Kopf und im Fotoalbum vor Jahren noch recht unmittelbare Gemälde der Landschaften, so treibt es sie zunehmend in die Abstraktion. Das größte Werk der Frankfurter Ausstellung beispielsweise war „nur“ noch eine Ode aus Schwarztönen und Dunkelheit, die sich aus dem rotfarbenen Untergrund erhebt und bis in zwei helle, gelbe Bereiche gipfelt. „Diese Abstraktion bietet dem Betrachter mehr Freiheit“, erklärt Renate Neumann.
Und sie selbst findet es „faszinierend“, sich zunehmend vom Sujet zu lösen. Am Ende wird dann ein „Baum“ zum dicken Strich in der nur noch anhand von Fantasie erkennbarer „Landschaft“. Um Kunst als Neigungsfach hat sie einst ihr Mathe- und Physikstudium ergänzt. Während der Jahre an der Schumacher-Schule vermittelte sie ihren Schülern die Faszination von Kunst – und wurde selbst davon ergriffen. „Ich habe dabei nicht nur das Grundwissen verinnerlicht“, sagt sie. „Es hatte sich so viel angesammelt, dass ich die Bilder schon geträumt habe“, ergänzt sie mit Überzeugung.
Nach dem Ende ihrer Lehrtätigkeit lernte sie ab 2000 bei Städel-Meisterschüler Michael Siegel. Schon ein Jahr nach ihrer Aufnahme in den BBK durfte sie 2005 erstmals ausstellen. Mehr denn je gelingt es Renate Neumann in ihrer neuen Ausstellung, Ruhe und Dynamik, Licht und Dunkelheit in Verbindung zu setzen. (den)