Bad Vilbel. Mitglieder der Hospizgruppe informierten am Welthospiztag über ihre Arbeit und lasen jungen und erwachsenen Bürgern aus zwei themenbezogenen Büchern vor.
Lasst uns übers Sterben reden« steht als Motto in weißer Schrift auf den grünen T-Shirts der Hospizgruppe der Nachbarschaftshilfe Bad Vilbel. Das Gesprächsangebot der zwölf ehrenamtlichen Helfer am »Welt-Hospiz-und-Palliative-Care-Tag«, kurz Welthospiztag, richtete sich an Bürger aus allen Generationen.
Der 2005 erstmals durchgeführte internationale Gedenk- und Aktionstag findet jährlich am zweiten Oktobersamstag statt. An diesem Tag führen die Hospiz- und Palliativ-Organisationen Aktionen durch, um den Bürgern ihre Arbeit vorzustellen und mit ihnen über die von vielen verdrängten und tabuisierten Themen Krankheit, Sterben, Tod und Trauer zu sprechen. »Hospiz kommt aus dem Lateinischen und bedeutet Herberge«, informierte Hannelore Lotz von der Nachbarschaftshilfe. Und fährt fort: »Hospiz ist aber keine Institution, sondern eine Haltung, ein Gedanke. Der Begriff steht für spirituelle Fürsorge, eine bestimmte Einstellung zum Tod und zum Umgang mit Sterbenden.«
Der Hospizdienst versteht sich als ergänzendes psychosoziales Angebot, ist keine palliative Krankenversorgung. Zu den Aufgaben der ehrenamtlichen Helfer gehört es, schwer kranke und sterbende Menschen und deren Angehörige zu begleiten. Und die Bedürfnisses des Sterbenden wahrzunehmen, ohne sich dabei aufzudrängen. In Bad Vilbel gründete sich 2002 eine ehrenamtliche Hospizgruppe als Teil des »Vereins für soziales Engagement und Nachbarschaftshilfe Bad Vilbel«. Einmal im Monat bauen die Mitglieder der Hospizgruppe während des Wochenmarktes am Samstag auf dem Niddaplatz einen Info-Stand auf. So auch am vergangenen Wochenende. Nicole Scholz, die vor eineinhalb Jahren eine zertifizierte Ausbildung zur Hospiz- und Sterbebegleiterin absolviert hat, fand mit ihrer Idee zusätzlich zum Info-Stand zusammen mit den Mitarbeitern der Stadtbibliothek zu drei Kurzlesungen einzuladen, großen Anklang. Sie organisierte die Lesungen.
Lesungen ergänzen
den Info-Stand
Bereits an der ersten von zwei Lesungen von Renate Brinkmann aus dem Buch »Marianengraben« von Jasmin Schreiber konnten die Gruppenmitglieder 25 Zuhörer begrüßen. Die Frankfurter Autorin Schreiber erzählt die Geschichte von Ich-Erzählerin Paula und ihrem kleinen Bruder Tim, den sie mehr liebt als alles auf der Welt. Auf die Familienreise ertrinkt der kleine Bruder. Paula war nicht mitgefahren, weil sie ein Konzert besuchte. Sie gibt sich eine Mitschuld am Tod des Jungen, quält sich mit dem Gedanken, dass sie ihn vielleicht hätte retten können. Ihre Trauer löst eine tiefe Depression aus. Bei einem nächtlichen Besuch auf dem Friedhof trifft sie Witwer Helmut. Die seiner Frau versprochene Reise nach Südtirol unternehmen die beiden gemeinsam.
Zwischen den beiden Lesungen von Renate Brinkmann las Sozialdezernentin Ricarda Müller-Grimm (SPD) Kindern und ihren Eltern aus dem Buch »Du fehlst so, Hase« von John Doughtery vor. Der Autor erzählt von der Freundschaft der Schildkröte Cleo mit dem Hasen Leo. Das Paar ist zwar sehr unterschiedlich, aber unzertrennlich. Cleo und Leo halten sie immer zusammen und helfen sich gegenseitig. Doch eines Tages ist Leo plötzlich verschwunden. Bär Otto rät dem Schildkrötenkind die Leere durch den erlittenen Verlust mit Erinnerungen zu füllen. Und so denkt Cleo an all die schönen Erlebnisse zurück, die sie mit ihrem weltbesten Freund Leo hatte, an all das Lachen und die Abenteuer, die sie gemeinsam erlebt haben. Beide Bücher schenken ihre Lesern Zuversicht und zeigen Wege auf, um mit Verlust, Trauer und Schmerz umzugehen.
Hannelore Lotz und Margit Wiegand berichten, dass sich zwei Frauen für die ehrenamtliche Arbeit der Hospizgruppe interessiert haben, eine Mitarbeit erwägen. Bei der Sterbebegleitung gehe es vor allem darum, die Bedürfnisse des Gegenübers wahrzunehmen und sie zu achten. Dafür werden die ehrenamtlichen Kräfte in über ein halbes Jahr gehenden Kursen von Fachreferenten geschult. Zu den Inhalten gehört die Zusammenarbeit mit anderen Personen und Diensten wie dem Hausarzt oder einem Palliativ-Team, aber auch Patientenverfügungen.
Umgang mit
Schwerkranken
Am Ende der Ausbildung steht dann noch ein 45-stündiges Praktikum, das in einem Pflegeheim, einer Hospizeinrichtung oder einem ambulanten Pflegedienst abgeleistet werden kann. Die Ausbildung schließt mit einem Zertifikat ab. Die Helfer sind gut ausgebildet im Umgang mit Schwerkranken und deren Angehörigen. Interessenten können sich bei der Hospizgruppe der Nachbarschaftshilfe melden, Telefon 0 61 01/60 48 90 oder per E-Mail an info@nachbarschaftshilfe-bv.de. Von Christine Fauerbach
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