Karben. Die Feuerwehr Karben Mitte hat sich zum Tag der offenen Tür etwas Besonderes einfallen lassen: eine Schauübung, bei der alles live erklärt und auf Leinwand übertragen wird.
Schon 20 Minuten vor Beginn der Übung versammelten sich die ersten Schaulustigen hinter dem rot-weißen Absperrband, um einen guten Blick auf das Geschehen zu haben. Feuerwehrmann und Moderator Markus Dressler informierte vom Notruf über die Alarmierung, den Weg der Einsatzkräfte zur Feuerwehr und das Ausrücken bis hin zu den Maßnahmen am Einsatzort – live und hautnah. Auf der Großbildleinwand vor Ort zeigte die Wehr einen besonderen Einblick in ihren Einsatzalltag. Ehe die geplante Übung startete, fragte Dressler die zuschauenden Kinder, welche Nummer sie wählen würden, wenn es zu Hause brennt. »112«, ertönte es einstimmig.
Für die Schauübung wurden die freiwilligen Feuerwehrleute vorab bei ihrer Tätigkeit in der Freizeit oder im Beruf gefilmt, bis zu dem Moment, in dem sie zum Einsatz alarmiert wurden, ebenso wie die Fahrt zum Gerätehaus. Wie jeder andere Verkehrsteilnehmer müssen sich die Feuerwehrleute bei der Anfahrt an die Straßenverkehrsordnung halten.
Binnen zehn Minuten
am Einsatzort
»Viele denken bei unseren Einsätzen, dass es sich um eine Berufsfeuerwehr handelt, doch tatsächlich sind wir eine Freiwillige Feuerwehr. Wir alle haben einen Job, vom Handwerker bis zum Banker, vom Elektromeister bis zum Tierarzt«, sagte Dressler. »Alle Feuerwehrleute in Karben genießen seit Jahren die gleiche Ausbildung wie ein Berufsfeuerwehrmann«, erklärte er. Seine Kameraden und er besuchten in der Freizeit Übungen und Lehrgänge an der Landesfeuerwehrschule in Kassel.
Die Übung konnte starten. Dressler fragte, wer von den Zuschauern als Ersthelfer den Notruf absetzen wolle. Rasch war jemand gefunden, der sich den Ort des Geschehens anschaute: Eine Person befand sich eingeklemmt im Auto. Bei der Übung war das diesmal eine riesige Puppe. Die 112 wurde gewählt. Die Leitstelle beim Wetteraukreis in Friedberg meldete sich. Fragen wurden gestellt: Wo ist der Unfallort? Wie viele Menschen sind verletzt? Was ist passiert? Ab jetzt galt die Hilfsfrist von zehn Minuten zwischen dem ankommenden Notruf und dem Eintreffen des ersten Feuerwehrfahrzeugs an der Einsatzstelle. Das Einhalten der Hilfsfrist wurde vom Publikum mit Applaus honoriert. »Gruppenführer und Maschinist sind im besten Fall schon vor Ort und treffen die ersten Vorbereitungen bis zum Eintreffen eventuell nachrückender Einsatzkräfte«, erklärte Feuerwehrfrau Christine Dressler. Staunend verfolgten die Kinder das Eintreffen des Feuerwehrfahrzeugs mit Sirenengeheul.
Sechs Feuerwehrleute, die sich freiwillig gemeldet hatten, um diese Übung zu zeigen, gingen ans Werk: Ihre erste Aufgabe: das umgekippte Auto mit einem Stabilisierungssystem sichern. Der hydraulische Rettungssatz mit Schere und Spreizer wurde aus dem Feuerwehrfahrzeug geholt. Mit den Geräten machten sich die Helfer am Fahrzeug zu schaffen. »Vom Unfallereignis bis zum Eintreffen im Krankenhaus und der möglichen Behandlung sollte maximal eine Stunde vergehen«, erklärte Wehrführer Danijel Marinovic. Die Krankenhäuser seien mit den Leitstellen vernetzt und die Feuerwehr mit dem Rettungsdienst, sodass jederzeit eine Notfallversorgung gewährleistet werden könne. Ein entsprechendes Krankenhaus und ein geeignetes Rettungsmittel für den Transport wie ein Rettungswagen oder Rettungshubschrauber würden ausgewählt. »Wir haben etwa 60 aktive Mitglieder am Standort in der Einsatzabteilung, verfügen noch über eine Jugendfeuerwehr und eine Kindergruppe«, informierte Marinovic. Er dankte Gruppenführer Dressler für die Idee und die Umsetzung der Übung aus den unterschiedlichen Blickwinkeln.
Das Publikum konnte auch vielfältige Fahrzeuge bestaunten. Kinder hatten viel Spaß beim Schminken, Basteln und »Löschen« mit einem echten Feuerwehrschlauch. Erwachsene hatten die Möglichkeit, an einer Simulationsanlage mit einem Feuerlöscher unter fachkundiger Anleitung zu üben.
Von Georgia Lori