Veröffentlicht am

»Zeit für einen Übergang«

Im Zeichen des Gronauer Ortswappens: Karl Peter Schäfer blickt auf eine bewegte Amtszeit zurück. Foto: Patrick Eickhoff
Im Zeichen des Gronauer Ortswappens: Karl Peter Schäfer blickt auf eine bewegte Amtszeit zurück. Foto: Patrick Eickhoff

Bad Vilbel. Eine Ära geht zu Ende:. Gronaus Ortsvorsteher Karl Peter Schäfer verabschiedete sich aus dem Ortsbeirat und legte damit nach fast genau 20 Jahren sein Amt nieder. Im Interview spricht er über wichtige Projekte im Bad Vilbeler Stadtteil, das Gronauer Selbstverständnis, und warum er die Entscheidung getroffen hat.

In der Aprilsitzung des Gronauer Ortsbeirates hat Karl Peter Schäfer bekannt gegeben, dass er sein Amt als Ortsvorsteher niederlegen wird. Mehr als 22 Jahre engagierte sich der 67-Jährige im Ortsbeirat für »seinen« Stadtteil. Jetzt blickt er zurück – und voraus.
Herr Schäfer, wie kamen Sie zu der Entscheidung, sich aus dem Ortsbeirat zurückzuziehen?
Diese Entscheidung ist über längere Zeit in mir gereift. Ich bin 67 Jahre alt und leite noch meine Firma. Ich denke, als Politiker muss man Verantwortung übernehmen. Jetzt ist Zeit für einen Übergang.
Fiel es Ihnen schwer?
Natürlich. Das Amt des Gronauer Ortsvorstehers ist nach dem des Papstes das schönste, das man wahrnehmen kann (lacht).
Ziehen Sie sich auch aus dem Stadtparlament und dem Kreistag zurück?
Nein, dort bleibe ich aktiv. Und wenn der Wunsch bei der nächsten Kommunalwahl bestehen sollte, dass ich kandidieren soll, dann wäre ich dafür auch bereit. Dafür macht mir das alles zu viel Spaß.
Hat der Ortsbeirat keinen Spaß gemacht?
Doch, natürlich. Aber im Kreistag und im Stadtparlament bin ich keine Person, die im Vordergrund steht. Das ist im Ortsbeirat anders. Wenn Kinder ihre Eltern gefragt haben, was denn der Herr Schäfer sei, haben Eltern oft erklärt, das ist der »Bürgermeister von Gronau«. Da hat man eine andere Art der Verantwortung.
Sie sind 1999 in die CDU eingetreten, zügig in den Ortsbeirat eingezogen und 2004 Ortsvorsteher geworden. Können Sie sich an die ersten großen Projekte erinnern?
Das erste große Projekt war, die Grundschule nach 40 Jahren wieder nach Gronau zu holen. Dann haben wir auf politischer Ebene gesagt, dass wir eine neue Grundschule in Gronau günstiger bauen können. Der damalige Bürgermeister Dr. Thomas Stöhr und auch der Kreis haben es unterstützt. Weil unser Kindergarten auch marode war, haben wir uns überlegt, beides in ein Gebäude zu integrieren. Es war ein echtes Erlebnis, als wir das Kinderzentrum 2006 in Betrieb nahmen. Dabei geriet auch der Kerbplatz in den Fokus.
Inwiefern?
Unsere Kerb ist eine Institution. Ich habe damals Dr. Stöhr geraten: Wenn wir die Schule bauen, brauchen wir zuerst einen neuen Kerbplatz. Das ist uns gelungen.
Würden Sie sich als hartnäckigen Verhandlungspartner beschreiben?
Man muss immer schauen, dass man Tendenzen und Bewegungen aus der Gesellschaft aufnimmt und fördert. Das Fenster der Möglichkeiten muss man nutzen und dann eben alle überzeugen. Es ging immer mit Überzeugungsarbeit. Bürgermeister Stöhr hat mal das Wort geprägt: Wenn die Gronauer mit einem Projekt kommen, dann könne er schlecht Nein sagen, weil es immer Hand und Fuß habe. Das ehrt einen schon.
Nicht immer hat das reibungslos geklappt. Beim Wohngebiet »Nördliche Dortelweiler Straße« regt sich Widerstand einiger Gronauer. Wie sehen Sie die Lage?
Pragmatisch. Ich nehme die Gründe sehr ernst. Ich sage aber auch, dass Gronau diese Entwicklung braucht und dass das Wohngebiet dort hinpasst. Derzeit werden Gutachten erstellt, und wenn der Gutachter sagt, dass es geht, dann geht es. Es gibt viele Menschen, die dort bauen wollen.
Sollen dort nur Gronauer ein Zuhause finden?
Nein. Am Glossopring ist es uns gelungen, eine gute Mischung von Auswärtigen und Einheimischen zu erzielen. Jetzt sind alle Menschen gut ins Dorfleben integriert sind.
Sie sprechen immer wieder vom Dorf. Die Gronauer sind stolz auf ihren Stadtteil oder?
Definitiv. Wir haben ein gesundes Selbstbewusstsein (lacht). Das haben wir auch immer wieder artikuliert.
An welche weiteren Großprojekte müssen Sie denken, wenn Sie auf Ihre Zeit zurückblicken?
Wir haben die Trauerhalle auf dem Friedhof umgesetzt. Das war ein fairer, aber harter Kampf. In der Zukunftswerkstatt »Raum für Gronau« haben wir alle Vereine, Bürger und Engagierte eingeladen, aufzuarbeiten, was dem Stadtteil fehlt und wie wir dem näher kommen.
Was kam dabei heraus?
Erster Schritt war ein Trennvorhang in der Breitwiesenhalle, um die Kapazitäten zu erweitern und besser zu nutzen. Und auch der Neubau des Feuerwehrhauses kam zur Sprache. Wir mussten auch den Gronaris-Saal erhalten, der damals noch im ersten Stock des Feuerwehrhauses war.
Das hat geklappt. Der Gronaris-Saal ist mittlerweile in die Schule eingegliedert. Ihre Wunschlösung?
Wir sind 2017 die Erweiterung der Grundschule angegangen. Durch den modernen Bau mit Mensa wurde die Kapazität verdoppelt. Außerhalb der Schul- und Betreuungszeiten stehen die Räume den Gronaus Vereinen und Bürgerinnen und Bürgern zur Verfügung.
Neben dem Baugebiet an der Dortelweiler Straße gibt es noch das Baugebiet am Gronauer Bahnhof. Dort sollen ein Nahversorger und eine Arztpraxis Platz finden.
Wir hoffen, Ende des Jahres den Bebauungsplan in die Gremien bringen zu können.
Haben Sie all Ihre Projekte abgeschlossen?
Im Wesentlichen ja. Was ich angefangen habe, ist fertig. Die beiden Baugebiete sind auf gutem Weg. Mein Amt so auszufüllen, wäre nie möglich gewesen, ohne die Unterstützung meiner Frau und Familie.
Von Patrick Eickhoff