Bad Vilbel. Eng wurde es im Sitzungszimmer des Rathauses, als Bürgermeister Dr. Thomas Stöhr 21 Austauschschüler aus der französischen Partnerstadt Moulins mit ihren deutschen Freunden vom Georg-Büchner-Gymnasium und deren Lehrer empfing. Sie sind am Montag vergangener Woche angereist und bleiben bis Ende dieser Woche in der Quellenstadt.
Die Partnerschaft zwischen dem GBG und dem Oberstufengymnasium Lycée Theodore De Sanville wurde vor 19 Jahren von den Lehrerinnen Luitgard Ehrbeck und Elisabeth Morin initiiert – und seither am Leben erhalten. Auch in diesem Jahr waren schon 26 Büchnerianer in Moulins.
Für die jungen Franzosen ist es der erste Besuch in Bad Vilbel. Sechs bis sieben von ihnen wollen im Mai / Juni erneut herkommen. Sie haben Stipendien beantragt. Bad Vilbel ist die einzige Stadt, mit der Moulins einen echten Austausch pflegt. Seit zehn Jahren gibt es eine Europaklasse, die automatisch am Austausch teilnimmt.
Stöhr lobte den Austausch als „Basis von Freundschaft und Verständigung zwischen Deutschland und Frankreich“, hielt seine Rede aber auf Deutsch, denn „ich kann ganz schlecht Französisch – und ich habe gehört, Sie können sehr gut Deutsch“. Er erläuterte den Gästen die Partnerschafts-Urkunden der Stadt und die Wappen auf seiner Bürgermeister-Kette.
Danach durften die Schüler Fragen stellen. Sie erkundigten sich über das Alte Rathaus, erfuhren, dass es für 400 Angestellte zu eng sei. Eine Dortelweilerin fragte nach bessereren Schulbus-Verbindungen. Stöhr kündigte an, beim Kauf neuer Stadtbusse größere Modelle zu bestellen. Auch die Bebauung des Ströbel-Areals und ein als Reiterhof verplantes Dortelweiler Grundstück interessierten die GBG-Schüler.
Die 15-jährigen französischen Gäste haben sich auf den Besuch gut vorbereitet. Schon drei Mal war Guy van Woerden in Deutschland. Was ihm auffällt: Die deutschen Schüler seien viel selbstständiger. Da spiele die Nähe zur Großstadt eine Rolle, meint er. Nach Moulins kommen Schüler aus einem ländlichen Umkreis von 30 Kilometern, müssten die Eltern um Fahrten bitten. Clemence David hat auch deswegen ein Faible für Deutsch, weil sie die Pop-Band Tokio Hotel mag. Ihr fällt auf: Deutsche Schüler essen den ganzen Tag Süßigkeiten, Hamburger oder Wurstbrote. Das Pausenbrot ist in Frankreich unbekannt. Dort wird es erst ab 12 Uhr in der Mensa gegessen. Die gibt es flächendeckend, weil in Frankreich von 8 bis 17 Uhr unterrichtet wird – manchmal gibt es sogar bis 19 Uhr Latein oder Griechisch. Nur mittwochs ist schon um zwölf Uhr Schluss, berichtet van der Woerden, dann erst bleibe Zeit für Sport. In Deutschland gibt es mehr Freizeit, findet er. GBG-Schülerin Clara Schwalbe wirft ein: „Dafür haben wir eine 13. Klasse und gehen ein Jahr länger zur Schule.“ Die Franzosen sind dankbarer für den Unterricht, zeigen mehr Respekt, so GBG-Schülerin Hanna Knirsch.
Das Essen ist ziemlich gut, „im Vergleich zu England“, meint Louis Fleury. Außerdem forderten die französischen Lehrer mehr Disziplin. Das bestätigt Deutschlehrer Gérard Chegut. Unaufmerksame, abgelenkte Schüler würden nicht toleriert. Er betreut die Partnerschaft seit vielen Jahren. Die deutschen Schüler seien motivierter geworden. Früher hätten sie den Austausch als Reise betrachtet. Nun habe eine GBG-Zwölftklässlerin sogar ein Praktikum in einem Reisebüro in Moulins erhalten. Sie könne vier Sprachen – „das findet man in Frankreich gar nicht.“