Bad Vilbel. Fereschteh, Hamed und Janan Soltanian sind vor drei Jahren aus dem Iran nach Deutschland geflüchtet. In Bad Vilbel haben sie ein Zuhause gefunden. Ihre bewegende Geschichte ist Teil einer Ausstellung, die derzeit im Café am Dottenfelderhof zu sehen ist. Die drei blicken optimistisch in die Zukunft.
Fereschteh Soltanian sitzt gemeinsam mit ihrem Mann Hamed und ihrer kleinen Tochter Janan im Dortelweiler Brunnencenter. Sie lächelt. »Mir geht es gut«, sagt sie in gut verständlichem Deutsch. Dass sie mittlerweile das sogenannte B2-Zertifikat für ihre Sprachkenntnisse erhalten hat, macht sie stolz. »Ich habe viel neben dem eigentlichen Kurs gelernt und mir Mühe gegeben.« Jetzt freue sie sich, als Pflegefachkraft auf dem Heilsberg arbeiten zu können. »Das war mein Ziel. Ich möchte aber weiter Deutsch lernen, um eine Fortbildung zur Pflegedienstleitung zu absolvieren.«
Ein Gefühl
der Freiheit
Der Blick in die Zukunft ist für Fereschteh Soltanian ein ganz besonderer. »Ich freue mich, dass meine Tochter hier bald zur Schule geht und wir Arbeit gefunden haben. Wir fühlen uns sehr wohl in Deutschland und haben in Bad Vilbel ein Zuhause gefunden.« Sie lächelt. »Es ist ein Gefühl der Freiheit.«
Eine Freiheit, die das Ehepaar in seinem Heimatland Iran nicht mehr hatte. Während ihrer Arbeit bringt sie eine Arbeitskollegin zum Christentum. »Unsere Familien haben es bis zum Schluss nicht gewusst«, gibt sie zu. Zu groß ist die Angst vor dem Staatsapparat. »Religions- und Meinungsfreiheit gibt es dort nicht.« Der christliche Glaube habe ihr besonders während der Corona-Zeit geholfen. »Ich habe im Krankenhaus gearbeitet. Viele Menschen sind gestorben. Mir ging es damit nicht gut. Ich habe einen Halt gesucht.«
Als die Polizei kommt,
flüchtet die Familie
Hamed arbeitete als Tiefbauingenieur und Fereschteh als Krankenschwester in einem Teheraner Krankenhaus. Fereschteh erinnert sich: »Corona-Fälle waren irgendwann nicht mehr gewünscht.« Der Chef verbot die Behandlung. »Wir hätten viele Menschen retten können. Wir haben uns gewehrt.« Es folgte eine Hausdurchsuchung, der Polizei. »Sie haben Dokumente unseres Glaubens gefunden. Wir sollten am Tag danach zur Polizei.« In einer Nacht- und-Nebel-Aktion entscheiden sich die drei zur Flucht nach Istanbul und weiter in die Ukraine. »Wir hatten große Angst.«
Seit dem 21. November sind die Soltanians in Deutschland. Über Gießen und Limburg landen sie schließlich in der Gemeinschaftsunterkunft in Bad Vilbel. »Das Zimmer war klein, aber wir waren froh und dankbar, dass wir überhaupt hier waren.« Schnell ist vor allem Fereschteh klar: Die Sprache zählt. »Nur mit Deutschkenntnissen finden wir Jobs.« Deshalb fragt sie bei der Flüchtlingshilfe an, bringt sich ein. Auch Hamed will die Sprache weiter lernen, wartet aber auf einen Sprachkurs. »Er will dann als Gas- und Wasserinstallateur arbeiten«, sagt sie.
Mittlerweile wohnen die drei in Dortelweil. Ihre Tochter Janan geht dort in den Kindergarten. »Im Sommer komme ich in die Schule«, sagt sie. Der Flüchtlingshilfeverein bezahlt dem jungen Mädchen derzeit auch Unterricht in der Musikschule. »Sehr freundliche Menschen haben uns eine schöne Wohnung besorgt«, sagt Mutter Fereschteh. Regelmäßig gehen die drei in den Gottesdienst der katholischen Kirche auf dem Heilsberg. »Ohne den Glauben hätten wir das alles nicht geschafft.«
Die Geschichte der Soltanians ist auch in der Ausstellung »Unterwegs – Station in Bad Vilbel« zu sehen. Diese ist noch bis 25. Mai im Dottenfelderhof-Café immer montags bis samstags in der Zeit von 9 bis 18 Uhr zu sehen. Es handelt sich um eine Ausstellung über den Fluchtweg, die Zeit des Ankommens in einer neuen Heimat und die aktuelle Lebenssituation von zwanzig Geflüchteten aus Bad Vilbel. Entstanden sind zwanzig großformatige Fotoportraits und die dazugehörigen Fluchtgeschichten von ukrainischen und Weltflüchtlingen (siehe Info-Kasten). Die Soltanians haben für ihr Portraitfoto ein Bild auf der Couch gewählt. »Das hat gut gepasst. Aber ich habe sofort gesagt, dass wir dabei sind. Nur im Café war ich bisher noch nicht«, sagt sie. Und wieso nicht? »Ich lerne momentan lieber die Sprache.« Von Patrick Eickhoff
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