Bad Vilbel. Nachdem in der vorigen Woche nach langer Grundsanierungsphase das Kurhaus am Günther-Biwer-Platz 1 mit dem Alphaville-Konzert und der langen Maionnaise-Tanznacht seine Feuertaufe als modernes Veranstaltungshaus bestanden hat, findet dort am Samstag, 11. Mai, 19 Uhr die erste politische Veranstaltung statt: Dabei wird bei der »Szenischen Lesung der Correctiv-Recherche« als Vertreterin des Magistrats Stadträtin Ute Petersen ein Grußwort sprechen.
Ihr Großvater Martin Reck, der für die SPD in den 1920er-Jahren im Hessischen Landtag saß, war einer der Initiatoren des Baus des Kurhauses. Es wurde 1927/28 als Volkshaus gebaut – in Eigenleistung der Vilbeler Arbeiterschaft. Die Nazis steckten Martin Reck später ins Konzentrationslager Dachau.
Nach der Grundsanierung soll der Kurhaus-Saal vor allem wieder örtlichen Veranstaltern insbesondere an Wochenenden zur Verfügung stehen, wird in dem Programmheft des Kulturamtes betont. Mit der Szenischen Lesung am 11. Mai haben die Naturfreunde Bad Vilbel und die AWO Bad Vilbel zusammen mit der Lagergemeinschaft Auschwitz und dem Kulturamt sowie der Stadt davon Gebrauch gemacht.
Mit der Überschrift »Geheimplan gegen Deutschland« machte das Recherche-Netzwerk correctiv im Januar ihren Bericht über ein Treffen öffentlich, das für Außenstehende nicht öffentlich werden sollte: Hochrangige Politiker rechtsextremistischer Parteien, Neonazis und finanzstarke Unternehmer waren im November 2023 in einem Hotel bei Potsdam zusammengekommen. Sie diskutierten über nichts Geringeres als die Vertreibung von Millionen von Menschen aus Deutschland und nannten es »Remigration«. Mittlerweile bekräftigte der Bundestagsabgeordnete René Springer (AfD) : Die »Remigration« sei »kein Geheimplan, sondern ein Versprechen«.
Was auf dem Treffen der rechtsextremistischen Szene in Potsdam verhandelt wurde, wird von Akteuren bei der Veranstaltung in der Stadthalle Vilco (Kurhaus-Saal) teilweise im Wortlaut vorgetragen. Foto- und Filmdokumentation des Recherche-Teams Correctiv werden durch Projektionen auf einer Leinwand zu sehen sein. Lebendiger und eindringlicher kann man sich über Ziele und Methoden der rechten staatsfeindlichen Szene kaum informieren.
Die Szenische Lesung im Bad Vilbeler Kurhaus wird gefördert von der Partnerschaft für Demokratie Wetterau aus dem Förderprogramm »Demokratie leben!« des Bundesfamilienministeriums und kofinanziert vom Land Hessen.
Der Eintritt ist frei. Es ist jedoch nötig, sich kostenfreie Tickets über das Kartenbüro Bad Vilbel, Klaus-Havenstein-Weg 1, Telefon (06101) 559455 bzw. E-Mail an tickets@bad-vilbel zu besorgen. (hir)