Karben. Angesichts steigender Energiepreise und knapper werdender Ressourcen hat die Stadt Karben besonders ältere Gebäude in den Blick genommen. In diesem Zusammenhang startete die Kommune jetzt eine auf mehr Energieeffizienz abzielende Kampagne im Saal des Bürgerzentrums.
Faktisch haben die zahlreichen Neubauprojekte in Karben nicht viel am Wesen der Stadt verändert: Noch immer sind es mehrheitlich ältere Häuser, die in den sieben Stadtteilen stehen. Im Vergleich mit anderen Städten und Gemeinden des Wetteraukreises macht Karben damit keine Ausnahme. Laut einer Statistik der Landes-Energie-Agentur Hessen (LEA) liegt der Anteil der Wohngebäude, die in den Jahren 1950 bis 1990 gebaut wurden, im Kreisgebiet bei etwa 55 Prozent. Von Mai bis Juli wird in Kooperation mit der LEA Hessen für alle in Frage kommenden Häuser ein sogenannter »Klima-Check« angeboten. »Eine individuelle Erstberatung zur energetischen Modernisierung – kostenfrei und direkt zu Hause«, wie die Stadt Karben ihre Aktion bewirbt.
Emissionen und
Heizkosten senken
Wo mögliche Stellschrauben an den eigenen vier Wänden liegen, können Experten bereits im Vorfeld abschätzen: Energiefresser Nummer eins ist die Raumtemperatur, gefolgt von Stromverbrauch und Warmwasser. »Haushalte machen 27 Prozent des Endenergieverbrauchs in Hessen aus«, berichtete Karbens Klimaschutzmanager Julian Wunnenberg dem zahlreich erschienen Publikum. Fassaden-, Keller- und Dachgeschossdämmung, neue Fenster, den Austausch der Heizung sowie die Nutzung von Sonnenenergie durch Photovoltaik-Anlagen nannte er als Optionen, um CO2-Emissionen zu verringern und Heizkosten zu senken.
Interessierte konnten sich an diesem Abend an einem Stand weiterführende Informationen besorgen und gegebenenfalls direkt zur Teilnahme anmelden. »Beim dann folgenden Termin werden zertifizierte Energiefachleute der LEA kostenlos zu den Eigentümern nach Hause kommen und sie beraten«, erklärte Wunnenberg den weiteren Ablauf. »Im Anschluss erhalten die Teilnehmenden ein Beratungsprotokoll mit Handlungsempfehlungen und Informationen zu den möglichen nächsten Schritten.« Einzelmaßnahmen müssten nicht zwingend nacheinander erfolgen, sondern könnten auch über Jahre gestreckt werden, teilten Expertinnen und Experten mit. Das Angebot gelte allerdings nur für selbst genutzte Gebäude, Eigentumswohnungen in Mietshäusern seien nicht inbegriffen.
Cigdem Yalcin von der Abteilung Fördermittelberatung bei der LEA Hessen informierte über die finanzielle Bezuschussung solcher Maßnahmen. Sie stellte das Fördergeldprogramm des Bundesamtes für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (Bafa) vor, das Privatleuten mit effizienten Gebäuden finanziell unter die Arme greift. Mit 15 Prozent Zuschuss aus dem Bundesprogramm dürfen Veränderungswillige demnach rechnen, wenn sie Einzelmaßnahmen an der Gebäudehülle, bei der Heizungsoptimierung oder beim Einbau neuer Anlagentechnik vornehmen lassen.
Fördermittel können
kombiniert werden
Beim Heizungstausch winken zusätzlich zur Grundförderung individuelle Boni, die Yalcin anhand von Schaubildern darstellte. Die Fördermittel seien miteinander kombinierbar. Im Internet könne man sich über den Link www.lea-hessen.de/aeb/ karben die Informationsfolien komplett online herunterladen.
Die besten Tipps für Energiesparer gibt es manchmal im Vorbeigehen. Es sind einfache Dinge, an die nicht immer gedacht wird. Zum Beispiel: Alte Glühbirnen gegen LED-Lampen austauschen, auf Wäschetrockner verzichten, die Kühlschranktemperatur auf sieben Grad, die der Tiefkühltruhe auf minus 18 Grad einstellen. Im Wohnbereich sollen die Heizungsthermostate höchstens auf Stufe drei gedreht werden, im Schlafzimmer auf Stufe eins oder zwei. Das wiederum dürfte aber sicher auch vom Kälteempfinden jedes Menschen und von der Jahreszeit abhängig sein. Von Jürgen Schenk