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Eine Schule mit klaren Regeln

Digital gut aufgestellt (von links): Medienbildungsexperte Frank Heisel präsentiert Rektorin Ursula Hebel-Zipper und Vize Simon Claus die Schulportal-App auf seinem Smartphone. Foto: Sauer
Digital gut aufgestellt (von links): Medienbildungsexperte Frank Heisel präsentiert Rektorin Ursula Hebel-Zipper und Vize Simon Claus die Schulportal-App auf seinem Smartphone. Foto: Sauer

Karben. Handys und Tablets im Unterricht? An der Kurt-Schumacher-Schule gibt es dafür feste Regeln. Ende 2024 sollen alle hessischen Schulen ein Konzept erarbeitet haben. In Karben ist es bereits seit April 2023 gelebter Alltag. Warum das gut so ist, erläutern die Verantwortlichen im Gespräch. Klausurenplaner, Stundenplan, ein Kalender mit allen Ferien, Schulfesten und Co: Mit einem Klick auf die bunten Kacheln auf seinem Smartphone erhält Frank Heisel – viel wichtiger aber noch: seine Schülerinnen und Schüler – alle Infos, die er im Schulalltag braucht. Und: Über die »Schulportal«-App des Hessischen Kultusministeriums kann der Lehrer für Spanisch und PoWi (Politik und Wirtschaft) auch mit seinen Schülern kommunizieren und braucht somit nicht auf offene und mitunter datenschutzrechtlich bedenkliche Anwendungen wie WhatsApp auszuweichen. »Das wäre auch gar nicht erlaubt«, sagt Heisel, Medienbildungsexperte der Kurt-Schumacher-Schule (KSS).
Dabei ist die App nur einer von vielen Bausteinen, den die Mediennutzungsvereinbarung der Karbener Gesamtschule vorsieht. In den letzten Jahren habe man sich intensiv mit dem Thema auseinandergesetzt, unterstreicht Rektorin Ursula Hebel-Zipper. Bis Ende 2024 sollen alle hessischen Schulen ein solches Konzept erarbeitet haben. In Karben ist es bereits seit April 2023 gelebter Alltag.
Das bedeutet: Handys und Tablets bleiben auf dem gesamten Schulgelände in der Regel ausgeschaltet und in der Tasche verstaut. In der Mittagspause dürfen Sekundarstufe I und II die Handys in einem »roten Bereich« in der Pausenhalle nutzen, Schüler der Oberstufe darüber hinaus im eigenen Oberstufenbereich sowie in der Bücherei.
Konzept hat sich
etabliert

Die Regeln rund um die Handynutzung sind dabei nur ein Teil des Konzepts. »Es geht beispielsweise auch darum, wie digitale Medien in welchen Klassen eingesetzt werden können«, erklärt die Schulleiterin. Denn: Eine Tablet-Nutzung ab Klassenstufe fünf ist nachweislich nicht sinnvoll. Ab Klassenstufe neun hingegen dürfen eigene Geräte mitunter im Unterricht verwendet werden – in Absprache mit der Lehrkraft. Diese wiederum können private Geräte nicht voraussetzen, besagt die insgesamt über drei Seiten lange Vereinbarung.
Dass sich das Nutzungskonzept mittlerweile etabliert hat, zeigt sich nachmittags im Sekretariat: Bei Verstößen werden Handys eingezogen und dürfen erst ab 16 Uhr mit einem Elternteil abgeholt werden. Anfangs sei das häufiger vorgekommen, berichtet Hebel-Zipper. Mittlerweile habe sich das, auch durch »absolute Konsequenz«, deutlich minimiert.
Die Mediennutzungsvereinbarung ist fester Bestandteil der Schulordnung und muss darüber hinaus bei Eintritt in die Schule von Schülern und Eltern unterschrieben werden. »So gibt es die Ausrede ›Davon habe ich nicht gewusst‹ auch schlichtweg nicht mehr«, so die Schulleiterin.
Seit Beginn der Corona-Pandemie – mit dem plötzlichen Homeschooling ein Anstoß für viele hessische Schulen – habe man »große Schritte gemacht«, bilanziert die KSS-Spitze unisono. So sei deutlich in die technische Ausstattung investiert worden, für die Lehrkräfte gebe es ein breites Fortbildungsangebot, ebenso regelmäßige Workshops für die Schülerinnen und Schüler. »Darin reflektieren wir unter anderem, wie die digitalen Medien gewinnbringend eingesetzt werden können«, erklärt Medienbildungsexperte Heisel. Ein Beispiel: Ein Klassenchat, in dem morgens 30 Nachrichten lediglich »Guten Morgen« schreiben, aber keinen inhaltlichen Mehrwert bieten, stresse mitunter sogar die Schüler selbst.
Einfach sei die Erarbeitung des umfassenden Konzeptes keinesfalls gewesen, gibt Hebel-Zipper einen Einblick. »Uns war wichtig, dass alle zustimmen: Lehrer, Eltern, Schülervertretung.« Gerade bei einem Thema wie digitalen Medien sei das Spektrum an Meinungen jedoch enorm und reiche von »freie Nutzung für alle zu jeder Zeit« bis hin zu »Handy-Komplettverbot«. »Es ging hier darum, den größten gemeinsamen Nenner zu finden«, bringt es Vizeschulleiter und Mathe-Lehrer Simon Claus auf den Punkt.
Nichtsdestotrotz sieht er bei aller getaner Arbeit noch einige »Hausaufgaben« zu erledigen – in erster Linie von Kreis und Land. Denn: Noch immer gebe es etwa Probleme mit der WLAN-Abdeckung auf dem gesamten Schulgelände. Hoffnung setzt die KSS-Spitze auf den Digitalpakt, der diese Lücken bis Ende 2025 beheben soll.
Völlig unabhängig davon wird das Analoge weiter fester Bestandteil des Schulalltags bleiben: Niemand ist gezwungen, ein Smartphone zu nutzen – vor allem nicht in den unteren Klassen. »Es gibt aus schulischer Sicht keine Notwendigkeit, dass Kinder mit dem Eintritt in die weiterführende Schule ein Handy haben«, bringt es Rektorin Hebel-Zipper auf den Punkt.
Im Gegenteil: Bis zur zehnten Klasse ist es verpflichtend, dass Schülerinnen und Schüler – unabhängig von der Nutzung der App – den analogen »Schulplaner« nutzen und bei sich führen. »Auch hier sind alle Infos enthalten, die sie für ihren Alltag benötigen«, unterstreicht Ursula Hebel-Zipper, während sie durch das ansprechend gestaltete Heft blättert – fast so bunt wie die Kacheln auf Heisels Smartphone.
Von Jana Sauer