Karben. Anhaltende Hitzeperioden und Platzmangel setzen den Stadtbäumen in Karben zu. Der Bauhof versucht mit aller Kraft, die Pflanzen zu pflegen und gesund zu halten. Trotz aller Anstrengung kritisieren die Bürger immer wieder die Situation der Flora in der Stadt.
Rund 2500 Bäume gibt es in der Stadt Karben. Hinzukommen etwa 2100 Bäume im außerstädtischen Bereich. Die Mitarbeiter im Bauhof haben dementsprechend das ganze Jahr über allerhand zu tun, um das Gehölz zu pflegen, weiß Kristina Quenzel, Leiterin des Karbener Bauhofs. »Die Bäume werden jährlich von einem Gutachter überprüft. Daraus entsteht dann ein Maßnahmenkatalog.«
Dieser reicht von Kleinigkeiten wie der Entfernung von Fremdbewuchs und Totholz bis zu aufwendigen Aufgaben, zu denen beispielsweise die Kronenpflege gehört. »Nicht alle Maßnahmen können durch die Mitarbeiter des Bauhofs erledigt werden. Dann muss eine externe Firma engagiert werden«, erklärt Eric Rau, stellvertretender Leiter des Bauhofs. »Wenn die Problemstellen an einem Baum nicht mehr von unseren Hebebühnen erreicht werden können, müssen Fachkräfte für die Seilklettertechnik eingesetzt werden.«
Aktuell wird das Baumkataster der Stadt Karben digitalisiert und in Datenbanken gespeichert. Damit soll eine bessere Übersicht über den Baumbestand und noch ausstehende Pflegearbeiten geschaffen werden.
Hitzeperioden
als Herausforderung
Diese Arbeiten häufen sich aufgrund äußerer Umstände immer mehr. Die extreme Trockenheit im Sommer und die Belastung durch CO2 stellen die Bäume vor große Herausforderungen und Probleme.
»Aufgrund der lang anhaltenden Hitzeperioden leiden die Bäume zunehmend. Dann kommt es immer häufiger zum Grünbruch oder es entsteht Totholz«, erklärt Quenzel. Rau ergänzt: »Bauliche Veränderungen, die Verdichtung der Böden oder eine kleine Baumscheibe setzen den Bäumen und den Wurzeln zu.« Die Pflanzen werden gestresst. Sie erhalten kaum Platz. Der Platzmangel ist dann ein Grund dafür, dass Wurzeln die Asphaltdecke beschädigen.
Die neue Situation aufgrund der veränderten Witterung und des Platzmangels zwingt die Mitarbeiter des Bauhofs dazu, andere Arten zu pflanzen. »Das sind unter anderem der Amberbaum, die Hainbuche oder die Kupfer-Felsenbirne«, sagt Quenzel. Diese Arten seien verträglicher, pflegeleichter und wachsen schmaler. Trotz der beständig hohen Temperaturen im Sommer sei es im Karbener Bauhof keine Überlegung, tropischere Bäume zu pflanzen, die hitzeresistenter sind.
Bäume haben
ökologische Funktion
»Die heimischen Bäume kommen mit der Hitze noch klar, auch wenn wir sie viel häufiger gießen müssen«, erläutert Rau. Laut dem SWR sind rund 70 Prozent aller Stadtbäume krank und könnten in naher Zukunft absterben. Rau fügt hinzu, dass er könne diese dramatische Situation in Karben nicht bestätigen könne. »Für Karben würde ich die Erhebung umdrehen. Bei uns sind rund drei Viertel der Bäume in einem guten Zustand.« Das Gehölz in der Stadt biete den Bewohnern viele Vorteile, die die Lebensqualität verbessern.
»Stadtbäume sind nicht nur ein ästhetisches Element der Stadtplanung, sie haben auch ökologische Funktionen«, schreibt der NABU Deutschland auf seiner Website. »Sie sind Schattenspender, Sauerstofflieferanten, Klimaanlage, Luftfilter, Lärmreduzierer und bieten Lebensraum für Tiere.« Trotz der positiven Ausgangslage in Karben, wie Quenzel und Rau berichten, herrscht oft Unmut über die Baumsituation bei den Bürgern. Dies äußert sich in vielen E-Mails und Briefen an die Stadtverwaltung und den Bauhof selbst, sagt Bürgermeister Guido Rahn (CDU). »Wenn dann ein Baum abgestorben erscheint, ernten wir von vielen Seiten Kritik.«
Mehr Verständnis für Baumpflegearbeit
Doch nicht jeder Baum, der keine Blätter mehr trage, sei unwiederbringlich verloren. Ein Bürger habe einen »toten Baum« gemeldet, der am Stammende von einem mit Wasser gefüllten Plastiksack umwickelt war. Der Bürger zweifelte an, ob diese Maßnahme sinnvoll sei.
Bei dem »Plastiksack« handelt es sich um einen Bewässerungssack, erläutert Quenzel. »Dieser hilft den Bäumen sehr und sorgt dafür, dass sie über mehrere Stunden bewässert werden.« Rahn fordert mehr Verständnis für die Arbeit des Bauhofs und die Baumpflege.
Aufgrund der schieren Anzahl an Bäumen und der begrenzten Kapazität des Bauhofs könne nicht jede Beschwerde sofort behandelt werden oder jedes Gehölz sofort gegossen werden. Falls einem Bürger auffalle, dass ein Baum unter der Hitze leide, sei Eigeninitiative willkommen. Und Kristina Quenzel fügt noch an: »Wir sind nicht böse, wenn jemand einen Baum vorsorglich gießt und uns höflich auf die Situation aufmerksam macht.«
Von Patryk Kubocz