Karben. „… und dann müsst ihr noch aus einem verrauchten Raum eine vermisste Person retten“, erklärt Klein-Karbens Jugendfeuerwehrwart Christoph Häusler. Die Kinder auf den Stühlen im Feuerwehrhaus schauen sich gegenseitig an. Mario aus der letzten Reihe ruft: „Ja! Und ich will vermisst werden!“ Die Klasse 4b jubelt.
Ein ganz besonderer Besuch für die mehr als 70 Viertklässler der Selzerbachschule: Eingeladen von der Jugendfeuerwehr lassen sie sich über deren Arbeit berichten, dürfen ein bisschen Technik selbst ausprobieren. Das Spannendste: die völlig mit künstlichem Rauch vernebelte Waschhalle.
Eine Übung, wie sie auch die Jugendfeuerwehr immer wieder unternimmt. Und wie es im lebensgefährlichen Einsatz der Feuerwehr schnell Realität werden kann. Gerätewart Uwe Rühl geht mit den Kindern in kleinen Gruppen in den Raum. „Haltet euch an dem Seil fest, das führt euch wieder heraus.“
Die Sicht ist so gering, dass selbst der Vordermann nur schemenhaft erscheint. Rühl schaltet die Wärmebildkamera ein. Mit ihr kann man durch den Rauch schauen. Meter für Meter tasten sich die Kinder vorwärts. Plötzlich ragt neben ihnen ein Feuerwehrauto auf. Um eine Ecke geht es. Und kurz darauf ruft Mario: „Da ist etwas!“ Er hat den „Vermissten“ gefunden. Zu dritt tragen die Dreikäsehochs die „Person“ hinaus – eine Puppe.
„Das macht richtig Spaß“, sagt Mario wieder draußen. Nebenan führt Christoph Häusler die Technik der Feuerwehr vor. Wie die Sauerstoffmaske funktioniert. Und wie schwer so eine Sauerstoffflasche ist. Das darf Yannik probieren. Christoph zieht sie ihm auf den Rücken. „Uff“, entfährt es dem Viertklässler. „Eine klasse Aktion“ findet Lehrerin Sonja Manke den Besuch bei der Jugendfeuerwehr. Da ihr Mann und ihr Sohn ebenfalls Feuerwehrleute sind, kennt sie das Problem: Überall in der Wetterau fehlt der Nachwuchs. „Vor fünf Jahren hatten wir noch 130 Leute in den Karbener Jugendfeuerwehren“, berichtet Vize-Stadtjugendfeuerwehrwart Andreas Vetter. „Heute sind es nur noch 68.“
Auf der Suche nach einer effektiven Werbeaktion machten sich die Klein-Karbener Gedanken, wie sie ihre Zielgruppe erreichen. „An die Neun- bis Zehnjährigen ist schwer heranzukommen“, berichtet Häusler. Die säßen entweder vor dem Computer, pirschten durch die Stadt oder seien schon in anderen Vereinen aktiv. Häusler selbst ist erst 22. Zwar schon Hauptfeuerwehrmann, aber doch erst vor fünf Jahren von der Jugend- in die Einsatzabteilung gewechselt. Daher kennt er die Probleme gut. Und hofft nun auf mehr Erfolg. „Die Flyer-Aktionen und alles andere hat bisher überhaupt nichts gebracht.“
Dabei sind die Jugendwehren wichtig: Sie sind die Nachwuchsquelle für die Einsatzabteilungen der ehrenamtlichen Brandschützer. Also erfahren nun die Viertklässler, dass es so komische Sachen wie Strahlrohre und Leistungsspangen gibt. Dass man bei der Jugendfeuerwehr viele spannende Dinge unternimmt. Nicht nur Feuer löschen und Menschen retten. Sondern auch Schlittschuhlaufen („Oooh!“) und Klettertouren („Coool!“). Und natürlich mit den schicken Feuerwehrautos fahren. „Zu einer Übung auch mit Blaulicht und Martinshorn.“ Da schaut sich Mario um zu seinem Sitznachbarn. Die Augen blitzen. Er hätte auch noch Zeit. Dienstags trifft sich die Jugendfeuerwehr. (den)