Bad Vilbel. Sieht aus wie eine Tageszeitung, ist aber keine, finanziert sich ausschließlich über Anzeigenerlöse, ist aber kein Anzeigenblatt. So charakterisierte Andreas Fiebiger, Geschäftsführer des Zeitungsring Lokalpresse Bad Vilbel GmbH, den „Bad Vilbeler Anzeiger“ (BVA) und kam zu dem Schluss: „Der Anzeiger ist eine kostenlose lokale Wochenzeitung mit hoher Glaubwürdigkeit und hoher Blatt-Leser-Bindung“. Durch volle Haushaltsabdeckung ist er ein einzigartiger Multiplikator von Informationen, ortsbezogenen Neuigkeiten aus Kommunalpolitik, Wirtschaft, Vereinsleben, Kultur und Lokalsport sowie lokalen Geschäftsanzeigen. Seine Bedeutung spiegele sich auch darin wider, dass der BVA das amtliche Bekanntmachungsorgan der Stadt ist.
Als Gast des Vereins Stadtmarketing hielt Andreas Fiebiger einen Vortrag im Hassia-Besucherzentrum zum Thema „Bad Vilbeler Anzeiger – Nachrichtenportal für Lokales. Die Lokalzeitung als ausgewogener Mix zwischen Tageszeitung und Anzeigenblatt“.
Der Vortrag war der Auftakt zu einer Veranstaltungsreihe, bei der das Stadtmarketing ortsansässigen Firmen, Gewerbetreibenden und Freiberuflern Gelegenheit bietet, untereinander sowie mit interessierten Bürgern ins Gespräch zu kommen. Ziel sei es, das wirtschaftliche und soziale Engagement der Unternehmen zu zeigen, „das ,Wir-Gefühl“ zum Standort Bad Vilbel zu fördern“, wie Stadtmarketing-Vorsitzender Kurt Liebermeister in seiner Begrüßung erläuterte. Den seit 1852 erscheinenden Bad Vilbeler Anzeiger (BVA) bezeichnete er als „örtliches Urgestein“.
„Am Anfang war das Wort“, zitierte Horst Samson, BVA-Chefredakteur, der neben ZLP-Geschäftsstellenleiter Michael Nungässer als Moderator und dritter ZLP-Vertreter an der Gestaltung dieses informativen Abends beteiligt war, ein Bibelwort.
Andreas Fiebiger begann seine systematisch ins Detail vorstoßenden Erläuterungen mit einer Serie aussagestarker Zahlen, die die Bedeutung der Tageszeitung nachhaltig illustrierten. Aufschlussreich ist in diesem Zusammenhang auch die „Vertrauensfrage“. Da berief sich der Referent auf eine Erhebung des Magazins „Die Wirtschaft“ vom Frühjahr 2007. Demnach bringen die Bundesbürger der Lokalzeitung, was die Verlässlichkeit der Berichte und Meldungen betrifft, mit 60,2 Prozent das größte Vertrauen entgegen, vor dem öffentlich-rechtlichen Rundfunk und Fernsehen mit 53,3 bzw. 52,2 Prozent. Zeitschriften kommen nur auf 34,8 Prozent, der private Hörfunk auf 30,7 Prozent, das Privatfernsehen auf 26,1 Prozent, das Internet liegt bei 19,9 Prozent.
Diesen Ergebnissen entspricht auch der Merksatz, den Bad Vilbels Ehrenbürgermeister Günter Biwer 2002 zum 150-jährigen Bestehen des BVA der heimischen Lokalzeitung ins Stammbuch schrieb: „Eine alte Journalistenweisheit besagt, dass das Interesse der Menschen an einer Nachricht im Quadrat zur Entfernung schwindet.“ Als Resümee seiner faktenreichen Power-Point-Präsentation kam Fiebiger zu dem Schluss: Zeitungen sind unverzichtbar für die Teilnahme am demokratischen Prozess der Meinungsbildung und Zeitungsverlage können dank ihrer lokalen und regionalen Kompetenz und Glaubwürdigkeit sowohl bei Lesern wie auch bei Werbekunden ihre Stärken ausbauen und sich gegenüber Mitbewerbern abgrenzen.
Moderator Horst Samson gab zu Beginn der Diskussion zu, er habe vor 18 Jahren lernen müssen, dass die Bezeichnung „Blättche“ für den Anzeiger nicht abwertend, sondern in einem anerkennenden und identitätsstiftenden Sinn gemeint ist.
ZLP-Geschäftsstellenleiter Michael Nungässer erinnerte daran, dass der „Tod der Zeitung“ schon oft vorhergesagt wurde, aber weder Radio, noch Fernsehen oder das Internet könnten der Zeitung den Dolchstoß versetzen.
Iris Stockbauer, CDU-Stadtverordnete und engagiertes Mitglied in mehreren sozial tätigen Vereinen dieser Stadt, lobte die örtliche Bindung und dass im „Blättche“ der Arbeit von Ehrenamtlichen so breit Raum gegeben werde. Ein weiteres Thema der Diskussion war die Frage, inwieweit die lokalen Themen auch „in der Sprache“ der Jugendlichen und jungen Leute aufbereitet werden können, wie es der Unternehmensberater Peter Hübner formulierte.
Steffen Kreiling vom Vorstand des Gewerberings sprach den Internet-Auftritt des BVA an, fand die Recherchemöglichkeiten dort als sehr hilfreich, wünschte sich noch mehr aktuelle Meldungen.
Andreas Fiebiger wies darauf hin, dass das Online-Archiv allen kostenlos zur Verfügung stehe und die Homepage auch Hinweise, wie Apotheken-Notdienst, Servicekalender, aktuelle Weltnachrichten, Kino-Tipps und sogar eine Rubrik „Spiel und Spaß“ umfasse.
Den lokalen Bezugspunkt der Veranstaltung markierte Stadtmarketingchef Liebermeister zum Schluss der Diskussion, als er den Referenten mit je einer Flasche „Bad Vilbeler Wingert-Glück“ ein lokales Präsent als Dankeschön überreichte. Zudem kündigte er an, die Reihe werde mit der in Dortelweil-West ansässigen Allianz-Dresdener Bauspar AG fortgesetzt.