Bad Vilbel. Am Samstag wurde der zehnte Geburtstag der Stadtbibliothek gefeiert. Wie bei der Eröffnung waren Kulturamtsleiter Claus-Günther Kunzmann und Grimme-Preisträger Moritz Netenjakob dabei. Kunzmann sprach über die Erfolgsgeschichte der Mediatheksbrücke, Netenjakob sorgte für Heiterkeit.
Seit zehn Jahren ist die Stadtbibliothek ein Publikumsmagnet. Das Café mit Außenbereich lädt wie die Mediathek mit Blick auf den Fluss, in den Kurpark, auf das Kurhausareal, die Neue Mitte und in die Frankfurter Straße zum Verweilen ein.
Vorgestellt wurde das Projekt, das auf eine Idee des verstorbenen Architekten Professor Dr. Alfred Angerer zurückgeht, der Öffentlichkeit erstmals 2005. Die Stadtbücherei hatte zuvor Domizile in der Ritterstraße und im Untergeschoss des Hallenbades. Fünf Jahre nach der ersten Präsentation stellte Bibliotheksexperte Professor Wolfram Henning, der maßgeblich an der Planung des Neubaus beteiligt war, das Konzept vor. Dunkelheit, Enge und fehlende Aufenthaltsqualität der ersten beiden Büchereistandorte wurden gegen Helligkeit, Größe, Funktionalität, Ästhetik und Transparenz eingetauscht.
Auszeit vom
stressigen Alltag
Trotz aller Bedenken (»zu groß, zu teuer, zu wuchtig«) votierte die Mehrheit der Bürgerinnen und Bürger am 9. Mai 2010 für den Standort über der Nidda und den Bau des lichtdurchfluteten Medienhauses. Das moderne Brückengebäude verbindet seit einem Jahrzehnt die Innenstadt mit dem Kurhausareal und dem Kurpark.
Claus-Günther Kunzmann erinnerte beim Empfang mit geladenen Gästen daran, dass kurz vor Fertigstellung des Neubaus ein Wasserschaden und die Insolvenz einer Baufirma die Arbeiten um vier Monate zurückwarfen. Die alte Bücherei war in dieser Zeit bereits geschlossen, da die Vorbereitungen für den Umzug und die damit verbundene Sichtung der Bestände nötig war. Die Ausleihe verlief online. Am 1. November 2013 wurde die neue Stadtbibliothek mit einem Festakt eröffnet.
Bereits am ersten Wochenende kamen 5500 Bürger, um sich im neuen Medienhaus umzusehen. Claus-Günther Kunzmann hatte vorausgesehen, dass »die funktionale Bibliothek die Bürger dazu einlade, sich hier eine Auszeit vom stressigen Alltag zu nehmen«. Und: »Eine Bibliothek ist nie fertig. Sie muss sich inhaltlich ständig erneuern, um auf dem neuesten Stand zu bleiben.«
Netenjakob mit
Best-of-Programm
Seit der Eröffnung 2013 tragen Mediathek und Café zur Belebung der Innenstadt bei. Zum Erfolg ebenso beigetragen haben bei jungen Nutzerinnen und Nutzern die »Kinderwelt« mit Krokodildame »Florentine«, und die Junge(n)MedienJury« seit 2015. Erhöht wird die Aufenthaltsqualität für Besucher aller Generationen durch eine Lounge und Arbeitsplätze. Jährlich nutzen 150 000 Besucher die Stadtbibliothek und leihen mehr als 200 000 Medien direkt und 60 000 online aus.
Nach dem Empfang begrüßte Fachdienstleiterin Bettina Hoppmann-Schrader im ersten Stock Grimme-Preisträger und Bestsellerautor Moritz Netenjakob sowie zahlreiche Besucher. Mitgebracht hatte der Kabarettist bei seinem zweiten Besuch nach zehn Jahren in der Stadtbibliothek sein neues Best-of-Programm »Das Ufo parkt falsch«. Dessen Untertitel »Das Beste und Neueste vom Ein-Mann-Ensemble von und mit Moritz Netenjakob« signalisierte, dass der Kabarettist den Abend nicht ganz allein bestreiten würde. Im virtuellen Gepäck mit dabei hatte er nicht nur die Top Ten seiner skurrilsten Tourneeerlebnisse, sondern auch Showgrößen wie beispielsweise Udo Lindenberg, Peter Maffay, Herbert Grönemeyer, Jochen Busse und Didi Hallervorden sowie Politiker wie Gerhard Schröder, Anton Hofreiter, Karl Lauterbach und Promis wie Reiner Calmund.
Ihnen allen lieh er gekonnt Stimmen, Gesten und Mimik. Das Publikum nahm er am »Independence Day auf Deutsch« mit zur Abwehr einer Ufo-Attacke durch die Rockgrößen. Fasziniert lauschten die Gäste wie der legendäre Sportreporter Gerd Rubenbauer seine achtjährige Tochter das Märchen »Hänsel und Gretel« live aus dem Stadion schilderte. Gelacht werden durfte bei der Fahrt durch Köln mit einem sächsischen Taxifahrer und auch der turbulenten Eröffnung seines Cafés. Zu den Gratulanten gehörten der gegen Alkohol in jeglicher Form wetternden Onkel Abdullah und seine Starkbier und Eierlikör verschenkenden Freunde. Kommentiert wurde das Ganze von Oma Berta, die zwar körperlich fit, aber geistig nicht mehr ganz auf der Höhe ist. Sie, die Erlebnisse mit seiner angeheirateten türkischen Familie, Filme, Songs und Werbung liefern ihm Material für seine Gags. Nebenbei erörterte er, ob Humor in Deutschland systemrelevant sei und warum er das an diesem Abend überhaupt mache. Gag folgte auf Gag und das Publikum kam aus dem Lachen nicht mehr heraus. Nach zwei stürmisch herbeigeklatschten Zugaben stand Moritz Netenjakob zum Signieren seiner Bücher und für Gesprächebereit.
Von Christine Fauerbach