Karben. Seit April hat die Stadt Karben keinen Stadtbrandinspektor mehr. Nun ist diese Lücke geschlossen worden. Hartmut Töpfer ist der Nachfolger von Christian Becker. Mit dem 56-jährigen Petterweiler hat die Stadt den Posten mit einem Feuerwehrmann besetzt, der sein Leben dem Ehrenamt verschrieben hat.
Mit der offiziellen Ernennung zum Stadtbrandinspektor durch Bürgermeister Guido Rahn (CDU) wird sich der Alltag Hartmut Töpfers mächtig verändern. Bisher war er »nur« der Zugführer der Freiwilligen Feuerwehr in Petterweil. »Mir ist klar, dass mein Arbeitstag tagsüber nun nicht mehr nur aus acht Stunden an meinem Arbeitsplatz und abends ein bis zwei Stunden Zusammentreffen mit meinen Feuerwehrkameraden besteht, sondern dass ich künftig für die Stadtfeuerwehr 30 bis 40 Stunden die Woche investieren muss«, ist sich der neue Stadtbrandinspektor nach seiner Ernennung und Vereidigung durch Bürgermeister Guido Rahn (CDU) am Mittwochabend im Ratszimmer bewusst.
Seit 45 Jahren
bei der Feuerwehr
Aber die Feuerwehr bedeute ihm alles, räumt der 56-jährige Elektro-Ingenieur ein. Mit elf Jahren ist er der Jugendfeuerwehr beigetreten. »Mein ganzer Freundeskreis hat sich 1978 der Feuerwehr angeschlossen. Und da bin ich einfach mitgegangen«, amüsiert sich der gebürtiger Petterweiler auch heute noch über seine erste Begegnung mit der Feuerwehr. Das bloße Mitlaufen ist und war nie Töpfers Ding. Und so absolvierte er einen Lehrgang nach dem anderen, wurde Jugendwart und schließlich Zugführer bei der Petterweiler Feuerwehr.
Doch das reichte Töpfer nicht. Als der damalige Stadtbrandinspektor Christian Becker vor etwa fünf Jahren in Karben einen Katastrophenschutzlöschzug im Rahmen der Wetterauer Feuerwehr ins Leben rief, zeigte Töpfer sofort Interesse und wurde deshalb auch Zugführer dieser Spezialeinheit mit seinen rund 40 Einsatzkräften.
Christian Becker fungierte in dieser Einheit übrigens als Töpfers Stellvertreter. Als nun überraschend im Frühjahr der Posten des Stadtbrandinspektors vakant wurde, meldete Töpfer – übrigens als Einziger – sofort sein Interesse an und wurde in auf der Jahresversammlung der Karbener Wehr auch gewählt.
Der große Zuspruch resultiert sicherlich auch daher, dass Töpfer den Umgang mit seinen Feuerwehrkameraden immer sehr hoch schätzt. »Wenn ein schlimmer Einsatz mich innerlich sehr berührt hat, so suche ich als erstes das Gespräch mit meinen Kameraden. Das bringt mich dann meist wieder in die Spur«, räumt Töpfer nachdenklich ein.
Das geschah beispielsweise auch nach einem Einsatz, bei dem es um die Rettung eines Kleinkindes ging, dass in einen Brunnen gefallen war und dort zweieinhalb Stunden weinend und schreiend im Wasser stehend verbringen musste. »Dieser Bilder von dem hilflosen Kind werde ich wohl nie vergessen«, erinnerte sich Töpfer.
Ob er, nun an der Spitze der Karbener Feuerwehr, etwas ändern wolle, schüttelte er sofort den Kopf: »Mein Vorgänger, Christian Becker, hat so viel angestoßen. Das muss erst alles einmal umgesetzt werden«. Er sagt aber auch: »Die Karbener Feuerwehr ist zwar mit ihren rund 200 Einsatzkräften, ihren etwa 75 Jugendlichen und weiteren 75 Kindern bei der Jugendfeuerwehr sehr gut aufgestellt, aber auch auf die Jugend werde ich trotzdem ein besonderes Auge halten.«
Am Mittwochabend wurde von Bürgermeister Rahn auch der bisherige Stadtbrandinspektor nach zwölf Jahren an der Spitze der Karbener Feuerwehr, davon sieben Jahre als Stadtbrandinspektor feierlich verabschiedet. Er werde aber weiterhin der Feuerwehr erhalten bleiben und hat das vor Kurzem bei dem Großbrand in Okarben auch schon unter Beweis gestellt, als er sich mitten in der Nacht freiwillig dem Einsatzkommando anschloss.
Seinen Posten als stellvertretender Wehrführer von Rendel räumte an diesem Abend nach 15 Jahren auch Roland Emmerich. » Zeit für Jüngere«, meinte er lachend. Deshalb konnte Bürgermeister Rahn den bisheriger Wehrführer Frank Winkler auch anschließend zum Antritt seiner dritten Amtszeit gratulieren. Zu seinem Stellvertreter wurde der 43-jährige Thorsten Bipp ernannt. Auch er war bisher Leiter der Jugendabteilung bei der Rendeler Feuerwehr.
Weil die Feuerwehr in Karben allseits anerkannt und geschätzt wird, bewegen sich auch die Investitionen für sie auf einem hohen Niveau, wie Rahn abschließend versicherte. So stünden neben den drei Millionen Euro für das neue Gerätehaus in Petterweil noch eine weitere Millionen Euro für sonstige Anschaffungen im aktuellen Haushalt. Von Jürgen W. Niehoff