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Die eigene DNA nicht vergessen

Alban Krasniqi lebt seit 21 Jahren in Bad Vilbel. Für ihn ist die SPD eine bunte Partei, die versucht Projekte weiterzuentwickeln. FOTO: PATRICK EICKHOFF
Alban Krasniqi lebt seit 21 Jahren in Bad Vilbel. Für ihn ist die SPD eine bunte Partei, die versucht Projekte weiterzuentwickeln. FOTO: PATRICK EICKHOFF

Bad Vilbel. Vor rund einem Monat haben die Mitglieder der Bad Vilbeler SPD Alban Krasniqi zu ihrem neuen Vorsitzenden gewählt. Der 35-Jährige ist stolz, den Ortsverband seiner Partei zu führen, und hat für die Zukunft klare Vorstellungen.
Alban Krasniqi ist in der Kommunalpolitik wohl das, was man einen Newcomer nennt. 2020 tritt der heute 35-Jährige in die SPD ein, nimmt 2021 an der Kommunalwahl teil. »Das hat mich total begeistert«, sagt er. »Jung und Alt haben gemeinsam Stände aufgebaut, Werbung gemacht. Mit welchem Engagement die Genossen und Genossinnen dabei waren – das fand ich sensationell«, erinnert er sich. Krasniqi wird gewählt, zieht in den Ortsbeirat der Kernstadt ein. »Natürlich war das ungewohnt, aber ich bin Vilbeler. Das ist mein Zuhause.«
Von 0 auf 100
in zwei Jahren

Schnell findet sich Krasniqi zurecht. »Im Ortsbeirat wird oft gemeinsam gearbeitet, auch über die Parteigrenzen hinweg.« Anfang 2022 folgt die Bürgermeisterwahl. Die SPD schickt Gunther Salomon ins Rennen – doch beinahe wäre Krasniqi angetreten. Es fehlten nur wenige Stimmen. »Mir war erst mal wichtig, dass die SPD eine Wahl hat«, sagt er. »Und wenn ich gefragt werde, ob ich für die Bürgermeisterwahl kandidieren würde, kann ich doch nicht Nein sagen, schließlich ist Bad Vilbel meine Heimat. Etwas ehrenvolleres gibt es nicht.«
Heute ist Krasniqi Vorsitzender der Vilbeler SPD. »Das ging jetzt wirklich schnell«, sagt er und lacht. »Das war zwar ein Start von 0 auf 100, aber es war ja meine bewusste Entscheidung.« Seit 2002 wohnt Krasniqi in Bad Vilbel, ist verheiratet und Vater einer Tochter. Er kommt aus »einer klassischen Arbeiterfamilie«, die aus dem Kosovo nach Deutschland flüchtet und über den Vogelsberg den Weg in die Quellenstadt findet. »Mein Vater arbeitet bei Hassia und ich bin gelernter Bankkaufmann.« Dort arbeitet sich der 35-Jährige hoch, ist mittlerweile Compliance Manager. Doch Job und Familie reichen ihm nicht, er entscheidet sich, sich politisch zu engagieren. »Ich wollte etwas bewegen und warum nicht in meiner Heimatstadt damit anfangen?«
In der SPD gibt es für ihn keine Denkverbote. »Wir sind eine bunte Partei über alle Altersgrenzen hinweg. Wir müssen in alle Richtungen denken. Verschiedene Blickwinkel ermöglichen es, ein Projekt oder Thema weiterzuentwickeln.« Wichtig sei, dass Entscheidungen demokratisch gefällt werden. »Entscheidend ist, dass wir trotz allen Themen unsere eigene DNA nicht vergessen.«
Krasniqi hat klare Vorstellungen. »Die Stadt darf nicht stehen bleiben«, sagt er. Viele Bürger seien müde von der Politik. »Es darf keine Überstrapazierung geben. Gespräche müssen auf Augenhöhe ablaufen.« Deshalb will er mehr den Kontakt ermöglichen. »Stimmungsbilder einholen, mit Leuten ins Gespräch kommen.« Krasniqi betont: »Was bringt es, wenn ich aus der Kernstadt heraus entscheide, was in einem anderen Stadtteil gemacht werden muss? Wir müssen eine Ebene finden und mit allen im Gespräch bleiben.« Und wenn das mal geklappt habe, dann dürfe man auch darüber reden. »Wer gute Arbeit leistet, kann darüber auch in der Öffentlichkeit sprechen.«
Bezahlbaren
Wohnraum schaffen

Bad Vilbel müsse für die Jugend attraktiv bleiben. »Trotzdem dürfen wir die ältere Generation nicht links liegen lassen.« Der 35-Jährige würde sich mehr bezahlbaren Wohnraum wünschen. »Es muss Lösungen geben, damit Bad Vilbel bezahlbar bleibt.« Und auch dabei spricht er davon, alles aus verschiedenen Blickwinkeln zu betrachten. »Das schätze ich an meiner Partei. Wir haben alles dabei, und die Jungen lassen sich nicht unterkriegen und kämpfen auch mal für ihre Meinung.«
Alban Krasniqi würde sich auch freuen, wieder mehr Belebung in die Innenstadt zu bringen. »Geschäfte ziehen die Leute nur bedingt an, eine belebte Gastronomie tut es«, sagt er. »Die Gastronomen sind super engagiert, das gefällt mir. Aber gewisse Flächen kann man vielleicht anders nutzen, dann würden auch mehr Leute in die Innenstadt kommen.« So könnte der Niddaplatz beispielsweise zu einer echten Anlaufstelle werden. Wichtig ist ihm nur: »Das ist gar keine Kritik an unserem Koalitionspartner, sondern das sind einfach Ideen und Ansätze. Davon kann es gar nicht genug geben.« Von Patrick Eickhoff