Karben. Lydia Katzenberger ist Vikarin in der Gesamtkirchengemeinde Karben. Am 2. Juli verabschiedet sie sich in einem Gottesdienst um 14 Uhr von der Gemeinde.
Geboren ist Lydia Katzenberger 1990 in Schweinfurt als Tochter eines Gefängnisseelsorgers und in Wittlich an der Mosel aufgewachsen. Nach dem Abitur an einem evangelischen Gymnasium arbeitete sie ein Jahr lang in Peru an einer Schule für Menschen mit Behinderung. »Ich habe dort gesehen, wie Menschen ihren Glauben im Alltag leben und wie er ihnen Kraft gibt.« Zudem nutzte die junge Frau die Zeit, um sich kritisch mit der Geschichte der Kirche auseinanderzusetzen.
»Zu dieser Zeit habe ich zwischen sozialer Arbeit und einem Theologiestudium geschwankt. Ich wollte immer Menschen in ihrem Alltag begleiten. Theologisch geprägt bin ich von Befreiungstheologien und feministischer Theologie. Das Evangelium hat für mich viel mit unserem Zusammenleben zu tun. In der Bibel kann ich inspirierende Visionen für unser Miteinander und die Begleitung durch Gott finden.«
In Tübingen, Beirut und Marburg studiert
Sie entschied sich für ein Theologiestudium und studierte von 2011 bis 2019 in Tübingen, in Beirut und Marburg. In Beirut lernte sie die Vielfalt des Christentums und den interreligiösen Dialog zwischen Christen und Moslems kennen. »Das war eine große Bereicherung. Das Studium hat mir sehr viel Freiheit gegeben.« Neben dem Theologiestudium erwarb sie in Marburg ein Gender-Zertifikat und absolvierte eine Ausbildung im praktischen Asyl- und Ausländerrecht an der Refugee Law Clinic in Gießen. »Dort, in der großen Erstaufnahmeeinrichtung für geflüchtete Menschen, habe ich nach meinem 1. Examen Rechtsberatungen für Geflüchtete durchgeführt. Diese Zeit hat mich geprägt. Migration ist ein Herzensthema von mir. Kirche muss für mich da sein, wo Menschen an den Rand der Gesellschaft gedrängt werden. Es ist wichtig, ein Zeichen gegen die Abschottungspolitik zu setzen. Mein Gott diskriminiert nicht. Ich habe viele beeindruckende Menschen kennenlernen dürfen und viele starke Bekenntnisse gehört. ten, die sich politisch engagiert und für benachteiligte Menschen eintritt.« Damals bei der Rechtsberatung sei der Wunsch in ihr erwacht, Seelsorge zu machen, Menschen und ihren Lebensgeschichten zuzuhören.
Ihr Weg führte sie 2021 zum Vikariat erst nach Bad Vilbel in die Christuskirche, wo Pfarrerin Ulrike Mey ihre Ausbilderin war. 2022 wechselte sie zur Gesamtkirchengemeinde Karben zu Pfarrer Eckart Dautenheimer. Hier machte sie ihr zweites Examen.
Für ein halbes Jahr
geht sie ins Kloster
Am 2. Juli verabschiedet sich Lydia Katzenberger in einem Gottesdienst um 14 Uhr in der Okarbener Kirche von der Gemeinde. Sie möchte danach ins Kloster gehen. »Meine Landeskirche EKHN ermöglicht mir ein halbjähriges Spezialvikariat im Franziskanerinnenkloster Oberzell im Bistum Würzburg.« Faszinierend findet Katzenberger, dass die rund 100 Ordensschwestern im Kloster das Leben in der Gemeinschaft pflegen und beten. Und sich außerhalb des Klosters solidarisch für ausgegrenzte Menschen und die Schöpfung einsetzen. »Ich werde die Zeit im Kloster nutzen, um hinzuhören und zu spüren, wo mein Platz in der Welt ist. Ich kann mir vieles vorstellen.«
Das Pfarramt sei ein toller Beruf, in dem man Menschen jeden Alters durch ihr Leben begleiten dürfe. Und sich mit der Kirche als Institution auseinandersetzen könne. »Ich habe große Lust, Kirche und Gesellschaft mitzugestalten, mich gegen Rechtsruck und Popularisierung einzusetzen. Wichtig ist es, mutig zu sein und aufzubrechen und Neues zu machen.«
Die Abschlusspredigt des diesjährigen Kirchentages in Nürnberg sei für sie ein Geschenk gewesen. »Wir sollten eine Kirche mit leichtem Gepäck sein, um neue Formen zu entwickeln und flexibel nach vorne zu schauen. Die Aufgabe der Kirche ist es, menschlich zu sein und ihre Botschaft zu verkünden.« Sie wünscht sich eine menschliche Asylpolitik. Zudem sollte Kirche sich als Bewahrerin der Schöpfung im Klimaschutz engagieren.
Zu Lydia Katzenbergers Hobbys gehören Musik, sie singt und spielt Gitarre, liest Fantasyromane, wandert. Und sie ist gern mit Kindern zusammen. Von Christine Fauerbach